INSPIRATION: In der letzten Zeit sollen mehr als vier Millionen Menschen in den USA angeblich pro Monat von sich aus gekündigt haben, vor allem hoch qualifizierte. Und auch in Deutschland mehren sich die Zeichen, dass die Wechselbereitschaft steigt (Der Preis der Freiheit). Eine Folge der Arbeit im Homeoffice? Ein Zusammenhang lässt sich relativ leicht konstruieren, und der sieht so aus: Wenn ich die Chance habe, den Ort der Arbeit frei wählen zu können – warum sollte ich dann noch in einem Unternehmen arbeiten, zu dem ich längst keine Loyalität mehr empfinde? Weil die Arbeit oder der Chef oder die Kollegen mir schon länger nicht mehr liegen, ich aber wegen der Entfernung zum Arbeitsplatz und mangels Alternative bisher geblieben bin.
Jetzt aber, wo der Arbeitgeber gar nicht mehr in der Nähe sitzen muss und ich vielleicht nur noch hin und wieder in die Zentrale oder die Filiale fahren muss, tun sich neue Möglichkeiten auf. Auch wenn nach Corona die Jobs nicht aus dem Boden schießen – für höher Qualifizierte bieten sich offenbar genügend Möglichkeiten.
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Neue Möglichkeiten
Es könnte noch eine weitere Erklärung geben. Ich kenne persönlich zwei hoch qualifizierte Menschen, die in den letzten Monaten einen langjährigen Arbeitsplatz aufgegeben haben. Beide hatten vorher viel Zeit im Homeoffice verbracht. Sie sind gegangen, weil sie festgestellt haben, dass ihr Arbeitgeber doch einige arge Defizite aufwies, die auf Distanz sogar noch klarer wurden. Das, was vorher noch an Zusammenhalt oder Loyalität zu den Kollegen existierte, spielte plötzlich keine so große Rolle mehr, sie merkten, dass sie auch ganz gut ohne die Arbeitskollegen zurechtkamen und sie nicht allzu sehr vermissten.
Das stützt die These, dass Loyalität zum Arbeitgeber auch viel mit persönlichen Bindungen zu tun hat. Es fällt schwerer zu gehen, wenn man sich vorstellt, von heute auf morgen plötzlich ohne die Kollegen klarkommen oder sich auf völlig neue einstellen zu müssen. Die Distanz durch das Homeoffice lässt diese Bindung loser werden.
Schwindender Zusammenhalt
Dann wird es auch spannend, wenn Unternehmen versuchen, Mitarbeitern, die von zu Hause aus arbeiten, aber außerhalb der Metropolen wohnen, das Gehalt zu kürzen. Das soll bei Google im Gespräch sein, ergibt ja auch erst mal Sinn. Denn wenn man Mitarbeitern wegen der hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt mehr zahlt, warum dann nicht wegen geringerer Kosten in ländlichen Regionen weniger zahlen? Wenn aber die beiden Thesen weiter oben stimmen, dann könnte das böse enden für Arbeitgeber.
Mich würde mal interessieren, ob jemand Ähnliches erlebt hat oder von Menschen erfahren hat, die in der Zeit des Arbeitens auf Distanz aus welchen Gründen auch immer den Arbeitgeber gewechselt haben oder so etwas planen. Antwort gerne an redaktion@mwonline.de