22. Februar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

A Fool with a Tool …

INSPIRATION: Das ist doch immer dasselbe: Eine neue Technologie kommt auf, und wir versuchen, mit ihr klarzukommen. Doch es passieren allerlei Kuriositäten, Glücksmomente wie schreckliche Havarien. So auch bei der Verwendung von KI.

Für Arbeitspsychologen wie den Autor („KI kann’s netter“) ist das nichts Neues. Die Geschichte der Arbeit strotzt nur so von Beispielen. Wer hat nicht schon einmal seinen Computer beschimpft? Oder das Auto? Oder das Handy entnervt zur Seite gepfeffert … Doch wir Menschen gehen zumeist naiv mit Technik um. Bis dann – wenn wir Pech haben – der eigene Sohn eine Gaming- oder TikTok-Sucht entwickelt.


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Manche werden erst dann nachdenklich und fragen sich, was da wohl schiefgelaufen sei. Autor Van Quaquebeke denkt die Dinge weiter – und ohne das arbeitspsychologische Konzept der soziotechnischen Arbeitssystemgestaltung zu bemühen. Stattdessen bringt er viele plastische Beispiele – und erklärt. Was da beispielsweise passiert, seitdem ChatGPT, ein fester Bestandteil im Arbeitsleben vieler Menschen geworden ist.

Die Sphäre der Kommunikation

KI wird als Wundermittel für Produktivitäts-, Quantitäts-, Qualitäts- und Kreativitätssteigerungen gehandelt – und eingesetzt. Was eine stark instrumentalistische Perspektive (Fosbury-Flop mit der KI) darstellt. Übersehen wird dabei zumeist, was wir Menschen dabei in der Sphäre der Kommunikation mit KI anstellen. Das ist die Sphäre, in der wir Menschen hauptsächlich unterwegs sind. Und die funktioniert nicht wie eine Maschine.

Viele nutzen inzwischen ChatGPT, um sich Mails schreiben zu lassen: „Nach meiner Beobachtung greifen viele vor allem deswegen zu KI-Tools in der zwischenmenschlichen Kommunikation, weil sie wenig Zeit haben – oder meinen, wenig Zeit zu haben. Einfach runterschreiben, ins KI-Tool eingeben, verbessern lassen und das Ergebnis per Copy and Paste nutzen ist ja viel einfacher, als noch mal selbst am Text zu feilen.“ Und die Texte lesen sich dann in der Regel auch nett.

Das ist so, weil die generative KI eben nicht gestresst oder schlecht gelaunt ist – wie viele Mitarbeitende zuweilen. Sie bügelt die Falten raus. Das ist, was sie kann: durchschnittlich nett sein. Und das kommt oft gut an. Aber oft genug auch nicht. Wenn es nämlich um spezifische Kommunikation geht, um den Beziehungsaspekt. Wird der nicht spezifisch adressiert, fühlt sich das Gegenüber beispielsweise nicht ernst oder sogar auf den Arm genommen. Wer seinen „Watzlawick“ gelesen hat, dem sollte solches nicht fremd sein. Kommunikationsaxiom Nr. 2: Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Oder in den Worten des Autors: „Hä? Was soll denn dieses weichgespülte Zeug?“

Digitale Amnesie

Und jetzt kommt noch eine weitere Sache hinzu: Weiß der Adressat, dass eine KI den Text geschrieben hat? Geht es bloß um „Business“, mag das weniger wichtig sein. Konsumenten wissen, dass Produzenten nicht ohne Grund nett sind und oberflächlich werbend sprechen. Geht es aber um Beziehung, und das wird in der Dienstleistung mit ansteigendem Grad der Personalisierung relevant, wird das sehr wichtig. Weil Dienstleistung nicht nur aus einem sachlichen, sondern auch aus einem sozialen Aspekt besteht. Und das gilt auch für „normale“ Arbeitsverhältnisse. Man muss nicht miteinander „verheiratet“ sein, um respektiert und wertgeschätzt werden zu wollen. Der Zweifel daran lässt aber das Vertrauen blitzartig schwinden und produziert „Gefühle von Entfremdung und Vereinsamung“.

Es ist so wie damals mit dem Aufkommen der Taschenrechner. Oder dem Siegeszug der Navigationssysteme: Wer kann denn noch flüssig Kopfrechnen? Oder sich allein mit Karte und Orientierungssinn zurechtfinden? Man wird potenziell zum „Analphabeten“ durch KI – man nennt es gelehrter: digitale Amnesie. Auch hierzu wieder ein prägnantes Beispiel des Autors: „Japanische Touristen wollten in Australien eine Insel besuchen. Die sind dann, angeleitet von ihrem Navi, mit dem Auto einfach immer weitergefahren – schnurstracks ins Meer hinein, anstatt auf die Fähre zu warten.“

Spaßbremse?

Aber warum ist das so? Warum verlassen wir uns dermaßen auf Maschinen? „Wir sind Convenience Animals,“ so Autor Van Quaquebeke. Es ist also die menscheneigene Faulheit. Dabei wäre es besser, das Denken nicht abzuschalten, sondern zu üben. „Wenn man so will, sind wir gerade dabei, den Umgang mit einer neuen Spezies zu lernen.“ Das sagt sich leichter als es umgesetzt wird: KI spukt doch wunderschöne Texte und Bilder aus – und da predigt uns einer, wieder selbst zu schreiben und zu zeichnen? Oder zumindest einen kritischen Plausibilitätscheck durchzuführen. Das klingt nach harter Arbeit für Couchpotatos, die sich gerade dem Salzkaramelzeugs hingeben.

„Organisationen sollten klarstellen, dass der Mensch nach wie vor die volle Verantwortung für die Kommunikation hat,“ so der Autor. Da hat er völlig recht. Doch ich bin skeptisch, dass diese Rechnung aufgeht. Denken ist anstrengend. Und das Salzkaramelzeugs schmeckt einfach zu gut. Es dürfte – leider – klar sein, wohin die Reise gehen wird … Ich mag es mir kaum ausmalen. – Nur eines mag mich ein wenig trösten: Nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein (Judo-Rolle für Pessimisten).

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