KRITIK: Bei aller Begeisterung für künstliche Intelligenz, speziell für die generative Form, die in der Lage ist, Texte und vieles mehr zu erstellen. Bei so manchem, was da auf uns zukommt, sollte man doch eher vorsichtig an die Sache herangehen. Das macht mal wieder ein Beitrag in der Brand eins deutlich (Shopping-Tipps vom Chatbot).
Erste Frage: Würden Sie sich von ChatGPT eine Kaufempfehlung geben lassen? Also z.B. fragen, welche Versicherung die beste ist, wenn Sie eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen möchten? Bevor Sie den Kopf schütteln: Die meisten Menschen haben kein Problem damit, Kaufempfehlungen auf Google zu folgen, wohl wissend, dass die Tipps, die sie dort finden, von vielen Faktoren abhängen. Zum Beispiel davon, wie es einem Unternehmen gelingt, das eigene Produkt mittels Search Engine Optimization (SEO) auf die vorderen Plätze bei den Suchergebnissen zu schieben.
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Daher ist es nicht allzu waghalsig zu vermuten, dass Menschen auch den Empfehlungen einer KI folgen werden. Was wiederum ganz unweigerlich zur Folge haben wird, dass Unternehmen alles versuchen werden, um in den Antworten der KI gut wegzukommen. Aber wie könnte das gelingen?
Eine neue Form von SEO?
Das hängt davon ab, wie die KI trainiert wurde. Bei ChatGPT-3 zum Beispiel stammen die meisten Daten aus dem englischsprachigen Raum, Wikipedia-Daten spielen eine große Rolle und alle Informationen, die auf Reddit erscheinen. Bei ChatGPT-4 ist das nicht mehr so klar, weil die Firma keine Infos über die Quellen herausgibt. Auf jeden Fall wird es nichts schaden, wenn man mit vielen Infos und vor allem positiven Meldungen in Wikipedia zu finden ist. Vermutlich lassen heute schon Unternehmen ihre „Wikipedia-Einträge polieren“. Und denkt man das weiter, so schadet es bestimmt nicht, „positive Fake-News-Storys zu platzieren“. Die neue Form von SEO.
Es wird aber noch viel komplexer. Heute schon klagen Medienunternehmen dagegen, dass die KI mit ihren Inhalten gefüttert werden. Das bedeutet, dass eventuell seriöse Meldungen und gut recherchierte Texte gar keine Verwendung finden (dürfen), was weniger seriösen Inhalten mehr Gewicht verleihen könnte. Was wiederum Unternehmen nutzen könnten, um möglichst viele ihrer Daten der KI zur Verfügung zu stellen.
Und schließlich: Womit verdient Google heute vor allem Geld? Mit Werbung. Wie könnte das bei den Chatbots aussehen? Na, da könnten dann gesponserte Inhalte auftauchen. Wetten, dass es genauso kommt? Nicht weiter schlimm, so lange sie wie ja bei Suchergebnisse auch, diese als solche gekennzeichnet werden. Das wäre also eher ein geringeres Problem, aber eine wunderbare Einnahmequelle für die Anbieter.
Wohlgemerkt: Das ist keine generelle Kritik am Einsatz von generativer KI. Ich stelle mir vor, dass zum Beispiel Organisationen zu ihrem Spezialthema diese KI füttern, und zwar nur mit verlässlichen Daten, und sich dadurch einen Ruf erarbeiten, wirklich taugliche Antworten zu bieten. Oder Institutionen wie die Stiftung Warentest könnten ausschließlich eigene Daten einspeisen, so dass man weiß, worauf die Antworten basieren. Wird es also irgendwann unzählige Chatbots geben zu einer Vielzahl von Themen, während die Generalisten mit undurchsichtiger Datengrundlage vom Markt verschwinden? Ich fürchte, letzteres wird eher nicht passieren, es ist einfach zu bequem, an einer Stelle alle Fragen loszuwerden. Egal, wie nützlich die Antworten sind.