13. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Fluch und Segen

KRITIK: Wenn jede Funktion im Unternehmen von den Segnungen der Digitalisierung profitiert, warum dann nicht auch das Personalmanagement? Das eine oder andere klingt verlockend, manches aber auch absurd. Was von den Träumen der Digitalisierer zu halten ist an ein paar Beispielen aus dem Personalmagazin („Digital HR“ gestalten):

Die Zeugniserstellung wird automatisiert. Der Vorgesetzte gibt nur noch seine Bewertung ins System ein und das Programm macht daraus einen Zeugnistext. Wunderbar, oder? Dann muss der Empfänger des Zeugnisses nur noch den Text von seinem Programm entschlüsseln lassen und bekommt die Noten ausgespuckt. Das ist konsequent, aber zeigt den Unsinn der Zeugnisregelung. Dann könnte man sich den Quatsch doch gleich ersparen und gleich die Noten in ein Formular eintragen.


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Reisekostenabrechnung: Der Mitarbeiter beantragt eine Reise mobil, der Vorgesetzte, selbst gerade unterwegs, genehmigt sie mobil, die Belege werden noch am Flughafen per Smartphone eingelesen und die Abrechnung vorbereitet. So sorgt die Digitalisierung dafür, dass wirklich wichtige Abläufe stark vereinfacht werden. Zumindest so lange, wie Führungskräfte noch ihren Haken unter einen Reiseantrag setzen müssen.

Apropos Selbstverantwortung und Vertrauen – hier ein ganz wunderbares Beispiel: Wenn der Mitarbeiter eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vom Arzt erhält, schickt er diese per Smartphone-Foto an seine HR-Abteilung, und eine Blockchain-Anwendung prüft, ob es den Arzt gibt, das Formular auch von ihm stammt und ob er überhaupt zum angeblichen Zeitpunkt Sprechstunden hatte.

Und schließlich: Eine Software analysiert regelmäßig die Mails und Social-Media-Einträge von Mitarbeitern hinsichtlich Stimmungslage, Lob und Kritik am Arbeitgeber. Wunderbar, oder?

Natürlich gibt es auch die üblichen Beispiele in Sachen E-Learning. Wir werden in Zukunft jede freie Minute nutzen, um uns mit Lern-Apps fortzubilden. Übrigens auch eine Vorstellung, von der ich noch nicht überzeugt bin. Schon heute könnten wir doch jederzeit Lernprogramme über unsere Smartphones nutzen, aber wollen wir wirklich diese Art des „bedarfsorientierten Lernens“? Ich bin gespannt.

In einem weiteren Beitrag (Zukunftsorientierte HR-Arbeit) dann doch noch eine nette Idee: Personaleinsatz. Jeder Mitarbeiter trägt seine Wunschzeiten in ein digitales „Wunschbuch“ ein und die Software bastelt daraus einen Dienstplan – so ganz ohne Nasenfaktor und Willkür. Außerdem können Mitarbeiter über eine Arbeitszeit-Tauschbörse bei kurzfristigen Änderungen Zeiten tauschen – vorausgesetzt, die Software hat die Kompetenzen überprüft und festgestellt, dass die Tauschpartner über die benötigten Qualifikationen verfügen. Letzteres klingt wieder schräg und legt nahe, dass die Mitarbeiter nicht die Verantwortung übernehmen, wenn sie mit einem Kollegen tauschen. Man wird sehen.

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