1. August 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Geheimsache

INSPIRATION: Die Krise naht, das Management muss oder will reagieren. Es hat sich bspw. entschieden, aus „strategischen Gründen“ einen Bereich zu veräußern. Oder es droht die Übernahme durch einen Konkurrenten. Was auch immer – die Konsequenzen werden weitreichend sein, nur soll all das erst einmal nicht nach außen dringen. Was aber auch bedeutet, dass die eigenen Mitarbeitenden davon zunächst nichts mitbekommen dürfen. Sie könnten plaudern. Oder in Panik geraten. Oder die Arbeit einstellen. Was auch immer …

Nur: Wer kümmert sich um all das, was nun getan werden muss? Der Vorstand kann das nicht allein bewältigen, er muss also andere Führungskräfte ins Vertrauen ziehen. Und diese wiederum ihrerseits. Aber kann man ihnen wirklich vertrauen? Und was tun, wenn Mitarbeitende plötzlich anfangen, Fragen zu stellen?


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Das Beispiel in dem Beitrag der Wirtschaftswoche (Aber: Psssst!) ist anschaulich. Der Kommunikationschef wird zum Vorstand gerufen und in die Pläne eingeweiht. Er muss eine Kommunikationsstrategie entwerfen, die dann greift, wenn es soweit ist. Also macht er sich an die Arbeit, schiebt Überstunden ohne Ende, weder seine Familie noch sein Team bekommen ihn noch zu Gesicht. Letzterem erzählt er etwas von einem „Sonderprojekt für die Familie“ und bat die Teammitglieder, ihm zu vertrauen.

Am Ende dringt doch etwas nach außen, die Presse berichtet, bevor die Belegschaft informiert wird. Aber ihm nehmen seine Leute die Sache nicht übel, weil sie sein Verhalten nachvollziehen können. Und ihm offenbar vertrauen.

Und das ist die zentrale Frage: Wer vertraut in Zukunft noch einer Führungskraft, von der man weiß, dass sie offenbar Informationen erhält, die massive Auswirkungen auf die Belegschaft hat, aber diese nicht weitergibt? Antwort: Das ist dann möglich, wenn schon vorher Vertrauen in diese Führungskraft existierte.

Kein Patentrezept

Zunächst einmal: Wer von seinem Chef vertrauliche Information erhält, fühlt sich erst einmal geehrt. Schließlich gehört man damit zum eingeweihten Kreis – weiß Dinge, die andere nicht wissen. Aber was tun, wenn man die hieraus folgenden Aufgaben nicht allein bewältigen kann? Weitere Kollegen ins Vertrauen ziehen. Die dann vor dem gleichen Dilemma stehen. Geben sie die Information weiter, erhöht sich das Risiko, dass sie durchsickert. Und dass andere, die nicht informiert wurden, sich zurückgesetzt fühlen. Was also tun?

Es gibt kein Patentrezept. Das ist ein Dilemma, das Führungskräfte aushalten müssen. Spätestens, wenn die Kollegen misstrauisch werden, könnte die Antwort lauten: „Leute, ich bin in Pläne eingebunden, aber darf im Moment nicht darüber sprechen.“ Das macht die Sache für die nicht eingeweihten Kollegen nicht besser, ist aber zumindest ehrlich. Und das wird honoriert. Allerdings, und damit zurück zum eigentlichen Thema, nur dann, wenn auch vorher schon Vertrauen existierte. Zum Beispiel wenn Mitarbeitende selbst erlebt haben, dass ihre Führungskraft vertrauliche Informationen für sich behält. Etwa wenn man ihr von privaten Problemen erzählt hat. Oder von Schwierigkeiten mit bestimmten Aufgaben.

Und umgekehrt: Wenn die Führungskraft auch schon vertrauliche Informationen mit mir geteilt hat. Etwa über eigene Probleme. Oder über inhaltliche Themen, die sie allein nicht lösen konnte und deshalb um Unterstützung gebeten hat.

Ehrlichkeit hilft

Mit anderen Worten: Wenn ich selbst erfahren habe, dass meine Führungskraft mit vertraulichen Informationen verantwortungsvoll umgeht, dann werde ich ihr auch „verzeihen“, wenn sie mir mal eine Nachricht vorenthält. Ziemlich einfach – eigentlich.

Dazu passt ein Kommentar im gleichen Heft (Spart euch die Floskeln). Hier geht es um Ehrlichkeit in einer ganz heiklen Situation. Wenn sich die Wege von Manager und Unternehmen trennen, ist es üblich, dies mit Floskeln wie „familiäre oder persönliche Gründe“ oder „um neue Aufgaben zu übernehmen“ zu verkünden. Auch gern genutzt: „In beiderseitigem Einvernehmen“.

Sehr witzig: Der Chef von Groupon teilte stattdessen der Belegschaft mit: „… habe ich beschlossen, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen – kleiner Scherz – ich wurde gefeuert.“ Alles andere hätte ihm ohnehin niemand geglaubt. Und auch, wenn es ihm persönlich in diesem Unternehmen nichts mehr genutzt hat – als Manager, dem man abnimmt, was er sagt, wird er sicherlich gepunktet haben. Daher auch hier der Tipp: Es mal mit Ehrlichkeit zu versuchen.

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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