INSPIRATION: Der Einfluss der Eltern auf die Berufswahl und Karriereentscheidungen der eigenen Kinder wächst. Sie schreiben an Bewerbungen mit, suchen nach freien Stellen und gehen gar mit zu Vorstellungsgesprächen. Tatsächlich sagten laut einer umfangreichen Studie 80% der Jugendlichen, dass ihre Eltern die „wichtigste Richtgröße für ihre Berufswahl“ sind (Wo sehen Sie Ihre Tochter in zehn Jahren?). Das hat Nebenwirkungen und führt nicht unbedingt zur besten Entscheidung.
Eine Ursache hierfür ist vermutlich, dass die Optionen für junge Menschen heute viel umfangreicher sind und die Verunsicherung groß ist. Wobei: Früher sind vermutlich viele junge Menschen in die Fußstapfen der Eltern getreten, ohne dass sie groß entschieden haben. Was aber auch heute dazu führt, dass von Chancengleichheit nicht die Rede sein kann. Akademiker-Kinder studieren, so einfach ist das. Hinzukommt, dass die Geschlechterrollen übernommen werden: Mehr noch als früher orientieren sich die Mädchen an dem, was ihre Mütter beruflich machen – mit der Folge, dass die Rollen fortgeführt werden.
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Der Einfluss der Eltern auf die Berufswahl
Noch eine Erkenntnis aus einer Studie, die aus den USA stammt: Je größer der Einfluss der Eltern auf die Berufswahl, desto früher legen sich die Kinder auch fest. Das ist zwar ganz praktisch für alle, weil es einen langen Orientierungsprozess vermeidet. Aber ob es unbedingt die richtige Entscheidung ist, bleibt fraglich. Eltern orientieren sich an dem, was sie aus ihrer eigenen Jugend kennen, aber Arbeitsmärkte und Berufsbilder ändern sich. Vor allem aber: Wer sich allzu früh festlegt, verpasst die Chance, Dinge auszuprobieren und tatsächlich eine Wahl unter verschiedenen Optionen zu haben.
Was ist die Alternative für Eltern? Es gibt inzwischen Berufsmessen und Beratungsangebote, die sich an Eltern und Kinder wenden. Die Erfahrungen der Anbieter: Hier laufen die Gespräche viel ernsthafter ab, als wenn 16 und 17jährige allein an den Messeständen vorbeischlendern und Kugelschreiber und Gummibärchen abgreifen. Mit anderen Worten: Wenn schon Einfluss nehmen, dann bewusst und gemeinsam mit den Kindern die verschiedenen Angebote sichten und auswerten.
Die Eigeninitiative der jungen Leute
Da ich selbst schon häufig Jugendliche beraten habe, bin ich zwiegespalten. Ich habe Eltern bisher in den Beratungsprozess nicht direkt eingebunden, sondern auf die Eigeninitiative und Selbstverantwortung der jungen Leute gesetzt. Ich habe natürlich nach der Meinung der Eltern gefragt. Und wenn klar war, dass diese den Jugendlichen in einen Konflikt stürzen, weil die Ergebnisse der Beratung kaum mit den Vorstellungen der Eltern übereinstimmen, mit ihnen gemeinsam überlegt, wie sie mit den Wünschen der Eltern umgehen können. Und immer angeboten, dass die Eltern sich melden können, wenn Sie Fragen zu dem Ergebnis haben.
Bisher haben sich allerdings noch nie Eltern angesagt. Was vielleicht daran liegt, dass die einzelnen Beratungsschritte und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen stets sehr transparent und offenbar nachvollziehbar waren. Oder es ist viel einfacher: Die Jugendlichen, deren Eltern einer Beratung zustimmen und sie auch bezahlen, mischen sich vielleicht gerade nicht ein und überlassen ihren Kindern die Entscheidung.