INSPIRATION: Das klingt verrückt, aber ist es nicht. Die Seniorenpflegeeinrichtung St. Gereon nimmt jeden Bewerber um einen Ausbildungsplatz und verzeichnet weniger Abbrecher als andere. In der Tat ist das eine ganz erstaunliche Geschichte, die das Personalmagazin (Stark für die Schwachen) da erzählt.
St. Gereon nimmt jeden Bewerber, vorausgesetzt er ist mindestens 16, nicht vorbestraft und kann einen Hauptschulabschluss vorweisen. Eine Begründung, die eher nachdenklich macht: Eine sorgfältige Vorauswahl mit ausführlichem Einstellungsinterview hat bisher Ausbildungsabbrüche nicht verhindern können.
Das Resultat: Die Bewerberzahlen stiegen drastisch an, so dass man inzwischen für den Markt ausbildet. Und weil man nicht mehr als 100 Auszubildende verkraften kann, reduzierte man die Einstellungen auf die ersten 100 Bewerber, die sich melden.
Ein kaum fassbares Einstellungskriterium, oder? Wer zuerst kommt, erhält den Vertrag – wie soll das funktionieren? Es funktioniert. Die Mischung ist bunt – von Kopftuchträgerinnen, schwulen Paaren zu bis zum Hals Tätowierte, und viele Bewerber kommen aus sozial schwierigen Verhältnissen.
Natürlich musste man sich von Seiten der Ausbildung einiges einfallen lassen, grundlegene Fähigkeiten und Kenntnisse neben dem Fachwissen werden zusätzlich vermittelt. Als entscheidend stellt sich heraus, dass die jungen Leute in der Ausbildung wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fassen können, denn vielen wurde bisher eher vermittelt, dass sie zu nichts taugen.
Auch beeindruckend: Statt sie an der kurzen Leine zu führen, bekommen sie viele Freiheiten, z.B. sprechen sie ihre Arbeitszeiten untereinander ab. Mit dem schönen Resultat, dass die Abbrecherquote bei rund 20% und somit unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt. Wobei hier sicher auch die Kultur in der Einrichtung eine Rolle spielt – aber egal: Hätten Sie das für möglich gehalten?
Ein Fazit könnte sein: Nehmt eure hoch elaborierten Auswahlverfahren nicht so ernst. Stellt die Menschen ein, die bei euch arbeiten wollen und gebt ihnen eine Chance. Und gebt ihnen das Gefühl, gebraucht zu werden. Zu einfach?