Wer sich mit einem anderen im Konflikt befindet, der tut sich meist schwer, überhaupt etwas Positives am anderen zu erkennen. Hier kann der Mediator oder Konfliktcoach helfen, die Vorzüge des anderen zu erkennen und schätzen zu lernen.
Die Methode ist angelehnt an das Wertequadrat nach Schulz von Thun und stammt von Michael Klenk. Die Erfahrung zeigt, dass in einem Konflikt die Betroffenen meist so sehr auf das Verhalten oder die Eigenschaften des anderen fixiert sind, dass es kaum möglich ist, auf sie selbst und den eigenen Anteil zu schauen. Die Idee der Übung ist, dass der Coachee in einem Konfliktcoaching die Meta-Perspektive einnimmt und hinter den verzerrt wahrgenommenen „Mängeln“ des anderen konstruktive Seiten entdeckt.
Anzeige:
Die Arbeitswelt braucht agile Coachs, um Selbstorganisation, Innovation und neues Rollenverständnis zu implementieren. Die Neuerscheinung „Agiler Coach: Skills und Tools“ liefert für jeden agilen Coach eine beeindruckende Bandbreite an Grundlagen, Methoden und Werkzeugen für die Team- und Mitarbeiterentwicklung im agilen Arbeitsalltag. Zum Buch...
Dazu bedient sich der Coach eines Flipchart, das in vier Quadranten eingeteilt ist. Diese vier gleich großen Felder werden nun zusammen mit dem Coachee der Reihe nach gefüllt.
- Es geht los im oberen rechten Quadranten. Zunächst sammelt der Coach nach Nennung durch den Coachee fünf bis zehn Eigenschaften / Verhaltensweisen des Gegners, die ihn sehr reizen oder gar schmerzen. Hieraus werden die drei „schlimmsten“ ausgewählt und in das obere rechte Feld geschrieben, das die Überschrift „So sehe ich den anderen“ trägt.
- In das linke obere Feld kommen nun die Eigenschaften des Coachess (Titel: „So sehe ich mich“), die im Gegensatz zu den negativen des Gegners stehen.
- Es folgt der linke untere Quadrant (Überschrift: „So sieht mich mein Gegner“). Dort werden die negativ umgedeuteten eigenen Eigenschaften und Verhaltnsweisen aus Feld 2 notiert. Beispiel: Wenn sich der Coachee als analytisch und kostenbewusst bezeichnet hat, dann könnte hier stehen: „Erbsenzähler“ und „Geizkragen“.
- Nun folgt der wichtigste Schritt: In Feld 4 (Titel: „Verborgenes Potenzial“) geht es um die konstruktive Umpolung der drei negativen Eigeschaften aus Feld 1. Beispiel: Aus „aggressiv“ wird „durchsetzungsfähig“ und aus „chaotisch“ wird „improvisationsfähig“.
Auf diese Weise kann der Coachee Dinge am anderen erkennen, die er an ihm schätzen kann und über die er selbst vielleicht nicht verfügt, so dass sich beide ergänzen.
(aus: Roland Fritz / Michael Klenk: Einzelgespräche – Teil 2. Zeitschrift für Konfliktmanagement 6/2016 S.213/214)