21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Relikt aus alten Tagen?

KRITIK: Das betriebliche Vorschlagswesen soll aus den Zeiten des alten Bismarck stammen, und was man auch heute so liest, klingt, als habe sich an manchen Orten seitdem nur wenig geändert. Eine App und die Umbenennung in Ideenmanagement stellen noch keine Innovation dar.

Viel mehr scheint sich nicht getan zu haben. Immer noch lesen wir, dass es ungeheuer wichtig sei, dass die Führungskräfte hinter dem Modell stehen und dafür von HR fit gemacht werden müssen – mit „Präsenzseminaren, E-Mails, Intranet, Video, Web Based Training et cetera“ (Wie Ideen wachsen).

Als weiterer Erfolgsfaktor wird uns präsentiert, dass der Prozess transparent sein muss – die Ideengeber sollten wissen, was mit ihrer Idee geschieht. Soll heißen: Die Ideen landen nach wie vor bei einer zentralen Stelle bzw. der Fachabteilung, wo sie „begutachtet“ werden und irgendwann „genehmigt“ oder abgelehnt werden.

Darunter ist wohl wie zu allen Zeiten zu verstehen, dass ihr Nutzen berechnet wird. Das ist ja wichtig, denn damit kann man am Ende eines Jahres mit großartigen Zahlen aufwarten: Wieviele Millionen haben uns die Ideen der Mitarbeiter geholfen einzusparen? Was wiederum die Basis für die Prämie ist, die die Ideengeber erhalten. Bei fortschrittlicheren Unternehmen können die Ideengeber sogar bei der Umsetzung aktiv mitwirken.

Das ist großartig. Ich stelle mir vor, eine Führungskraft stellt in ihrem Bereich einen Optimierungsbedarf fest. Da sie dafür verantwortlich ist, dass der Laden läuft und auch am Erfolg gemessen wird, wird sie sich doch kaum an das Vorschlagswesen wenden, wenn sie etwas ändern möchte, oder? Sie ändert es einfach, und wenn ihr dazu die Mittel fehlen, wird sie sich an die Fachabteilung oder ihren Chef wenden, um diese Mittel zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Warum müssen Mitarbeiter über eine eigene Abteilung gehen? Ist es wirklich ein Fortschritt, wenn heutzutage das Ideenmanagement IT-gestützt abläuft? Wenn der Mitarbeiter eine App auf dem Smartphone hat, über die er einen Vorschlag absetzen kann? Oder wenn er ihn direkt per Mail an die zentrale Stelle senden kann? Und wenn er über ein Tool nachverfolgen kann, wo die Idee gerade steckt?

Damit all das funktioniert, brauchen Unternehmen offenbar immer noch spezielle Abteilungen, ja sogar eigens ausgebildete Ideenmanager.

Wieso das? Weil, so ein Professor (Mit Schweigeprämien stirbt das Ideenmanagement), viele Mitarbeiter nicht wissen, wie man Ideen entwickelt. Und sie wissen auch nicht, wo die Probleme liegen, ob „in der Qualität, der Sicherheit, im Umweltschutz oder im Kostensektor.

Sieh an, was für ein Menschenbild. Da schafft der Mitarbeiter täglich in seinem Gebiet, produziert, sortiert, kontrolliert, verkauft, entwickelt… aber hat keine Ahnung, ob es Sicherheits- oder Qualitätsprobleme gibt? Oder dass die Dinge, mit denen er umgeht, Geld kosten?

Mag ja sein, dass er nicht weiß, wie teuer die Geräte sind, mit denen er seine Aufgaben erfüllt. Aber wäre nicht genau dort der Ansatzpunkt, um Menschen zu „befähigen“, den Wert ihrer Arbeit einschätzen zu können? Ihnen Informationen zur Verfügung zu stellen, so dass sie wissen, worin ihr Beitrag zum Unternehmenserfolg besteht? Um solche Dinge könnten sich die „Ideenmanager“ kümmern.

Vielleicht kann man sich dann die seltsame Geschichte mit den Prämien schenken. Denn auch das ist offenbar immer noch „State of the Art“. Eine Idee zur Optimierung der Arbeit ist demnach nicht Teil des Jobs, sondern eine „Extra-Leistung“, die honoriert werden muss. Der Professor sagt, den Mitarbeitern „geht es nicht immer nur um eine Prämie, das haben etliche Studien bewiesen.“ Klar, wer Prämien auslobt, der signalisiert doch: „Wir vermuten, dass Ihr gute Ideen habt, diese aber nicht rausrückt, wenn Ihr dafür keine Sonderzahlung bekommt.“ Fragt sich niemand, warum Mitarbeiter ihre Ideen für sich behalten? Warum sie kein Interesse daran haben, dass ihr Arbeitsplatz sicherer, das Produkt besser, die Umwelt sauberer oder die Kosten geringer werden?

Wie wäre es, wenn Mitarbeiter Informationen über den Erfolg ihres Unternehmens, ihres Bereiches hätten und daran ablesen können, wie sich dieser entwickelt, wenn ihre Ideen umgesetzt werden? Statt gläserne Kästen aufzuhängen, in die für jede umgesetzte Idee ein roter Ball kommt, und wenn sich zehn Bälle versammelt haben, der Gruppe 100 Euro auszuzahlen. Nach dem Motto: „Fein gemacht!“

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