30. Juni 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Richtig um Hilfe bitten

KRITIK: So richtig gerne macht das niemand – andere um Unterstützung bitten. Schon gar nicht im Beruf, wo man einen Ruf zu verlieren hat. Und was, wenn die Bitte dann auch noch abgeschlagen wird? Damit das nicht passiert, kann man an seiner Kommunikation arbeiten, erklärt eine amerikanische Psychologin namens Heide Grant im Harvard Business Manager (Helfer gesucht).

Wobei sie vorausschickt, dass laut Studien die Menschen viel hilfsbereiter sind als man für gewöhnlich annimmt. Soll heißen: Das Risiko, auf Ablehnung zu treffen, ist viel geringer als man vermutet. Dazu kommt, dass Menschen sich auch viel stärker engagieren, wenn man sie um Hilfe bittet, als allgmein angenommen wird.


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Aber man kann auch durch die Art und Weise, wie man eine Bitte äußert, die Hilfsbereitschaft erhöhen. Bevor ich diese Hinweise erläutere, muss ich etwas vorausschicken: Ich habe schon immer meine Probleme, wenn uns Kommunikationsexperten erklären, wie man andere Menschen dazu bekommt, das zu tun, was man gerne hätte. Das klingt nicht nur manipulativ, sondern auch nach einem sehr schlichten Menschenbild: Wie bei einem Apparat benötigt man nur die richtige Bedienungsanleitung, dann funktioniert er.

Ich gebe die Tipps hier dennoch weiter, weil ich glaube, dass sie einen anderen Hintergrund haben. Dazu gleich mehr, hier die „drei Verstärker“:

  1. Vermitteln Sie dem anderen ein Wir-Gefühl. Sie sollten gemeinsame Erfahrungen herausstellen, vielleicht ein gemeinsames Feindbild oder Ziel nennen. Oder gemeinsame Gefühle, Vorstellungen und Gedanken betonen. Wenn die Worte „gemeinsam“ oder „zusammen“ vorkommen, hilft das bereits.
  2. Stärken Sie die positive Identität des anderen. Er soll sich gewertschätzt fühlen, also nicht die „Spende“ betonen, sondern ihn als „Spender“. Oder als Retter der Natur, als Vertreter seines Landes, als Repräsentant des Unternehmens.
    Und noch etwas: Dankbarkeit sorgt ebenfalls für positive Identität beim anderen. Also schon in der Bitte ausdrücken, wie dankbar Sie für Hilfe sind. Bei E-Mails erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion, wenn Sie statt „mit freundlichen Grüßen“ mit „vielen Dank im Voraus“ enden.
  3. Sorgen Sie für ein sinnvolles Erlebnis. Menschen helfen gerne, wenn sie etwas Sinnvolles leisten können, also erklären Sie nicht nur, was Sie gerne hätten, sondern warum das für Sie wichtig ist. Und signalisieren Sie auch, dass Sie offen für alternative Vorschläge sind, denn wer helfen möchte, der möchte dies gerne auf seine Weise tun, so wie er es am besten kann.

So weit, so gut. Nur glaube ich nicht, dass sie auf diese Weise funktionieren. Alle drei appelieren an Grundbedürfnisse, das ist wahr. Wir möchten alle uns irgendwo zugehörig fühlen, insofern fühlen sich Helfer natürlich gut, wenn sie etwas für eine gemeinsame Sache tun können. Wir möchten uns auch gewertschätzt fühlen und freuen uns über Dankbarkeit. Und schließlich: Natürlich ist es wichtig, den Sinn dessen, was wir für andere tun, zu erkennen.

Aber wer diese Erkenntnisse so billig umsetzt, indem er schon mal im Voraus dankt, die Worte „gemeinsam“ und „zusammen“ verwendet oder betont, dass er auch andere Vorschläge gerne entgegen nimmt, der wird schnell durchschaut. Nämlich dann, wenn es gar kein gemeinsames Ziel gibt. Wenn jemand den anderen gar nicht wirklich wertschätzt oder echte Dankbarkeit empfindet. Oder wenn das, wofür er bittet, für den anderen gar keinen wirklichen Sinn ergibt.

Umgekehrt wird also ein Schuh draus: Bitten Sie einen Kollegen ruhig um Hilfe, aber prüfen Sie vorher, ob Sie wirklich gerne mit ihm gemeinsam etwas erreichen möchten, ob Sie ihn als Person schätzen und ihm dankbar sind und ob das, was Sie von ihm möchten, für Sie wirklich wichtig ist. Dann genügt vermutlich auch eine einfache Bitte.

Wenn Sie sich immer noch nicht trauen, dann helfen vielleicht diese Erkenntnisse: Wer um Hilfe bittet, wirkt sympathischer, weil er sich eben erst gar nicht als allwissend darstellt. Schreibt jedenfalls die Wirtschaftswoche (Die Kraft des Ratschlags), und wer anderen hilft, dessen Selbstwertgefühl steigt. Weil seine Kompetenz gefragt ist, sein Rat geschätzt wird. Man könnte auch sagen: Mit der Bitte um Hilfe stärken Sie das Selbstvertrauen des anderen und sicherlich auch die Beziehung.

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