KRITIK: Das klingt erstmal seltsam: Wir sollten häufiger anderen Menschen Ratschläge erteilen, weil wir dann unsere eigenen Probleme selbst besser lösen. Also einfach mal loslegen und Tipps geben, auch wenn wir selbst keine Ahnung haben? (Die Kraft des Ratschlags).
Die Erkenntnis basiert auf Experimenten, bei denen Schüler Tipps zum Bewältigen ihrer Hausaufgaben bekamen, während eine Vergleichsgruppe von jüngeren Schülern per Brief um Rat gefragt wurde, wie sie sich besser motivieren könnten. Diejenigen, die anderen Tipps gaben, lernten anschließend deutlich motivierter.
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Ähnliches ergaben auch Versuche mit Erwachsenen. Menschen in misslichen Lagen lösten ihre Probleme engagierter, nachdem sie anderen in ähnlicher Situation Ratschläge erteilt hatten. Erklärung der Psychologen: Wenn wir uns wissend und kompetent fühlen (und das tun wir, nachdem wir anderen geholfen haben), stärkt das unser Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und motiviert uns zu größerem Einsatz.
Was bedeutet das für die Praxis?
Da wird es wie so oft nach wissenschaftlichen Experimenten etwas gewagt: Man sollte anderen ruhig mehr Ratschläge geben, auch wenn man selbst das Gefühl hat, auf dem Gebiet nicht sonderlich erfolgreich zu sein. Anschließend wird man mit stärkerem Selbstbewusstsein an seine Aufgabe gehen. Chefs könnten das nutzen, indem sie Mitarbeiter, die unmotiviert sind, bitten, anderen mit einem ähnlichen Problem Ratschläge zu geben, wie sie es besser machen können.
Stelle ich mir so vor: „Herr Schmitz, Sie wirken oft überfordert. Dem Kollegen Müller scheint es ähnlich zu gehen. Möchten Sie ihn nicht mal an Ihren Erfahrungen teilhaben lassen und im erklären, was er besser machen kann?“ Irgendwie albern, oder?
Was man aber tatsächlich nutzen könnte, wären verstärkt Maßnahmen wie die kollegiale Beratung. Hier sitzen ja in der Tat Menschen mit ähnlichen Herausforderungen zusammen, um sich gegenseitig zu helfen. Wenn dies dazu führt, dass die Teilnehmer durch ihre eigenen Ratschläge gestärkt aus der Maßnahme hervorgehen, dann wäre in der Tat allen gedient.