11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Demutserfahrung

PRAXIS: Sie haben eine gute Idee, aber Ihr Chef lehnt sie ab. Was tun, wenn Sie überzeugt davon sind, dass Ihre Idee funktioniert? Adam Grant meint, auch die „selbstsichersten, stursten, narzisstischsten und unverträglichsten Menschen“ kann man für andere Denkweisen öffnen. Und zeigt das am Beispiel von Steve Jobs (Kennen Sie das: Ihr Chef lehnt alle Ideen ab, die nicht von ihm selbst sind?). 

Der allzu selbstsichere, arrogante Chef glaubt, er kennt sich aus und weiß nicht, was er nicht weiß. Ihn auf seine Wissenslücken hinzuweisen führt zu noch mehr Ablehnung. Besser ist es, ihn selbst erkennen zu lassen, dass er Wissenslücken hat. In Experimenten ging den Probanden die Selbstsicherheit verloren, wenn sie komplexe Sachverhalte erklären sollten. Grant nennt dies eine „Demutserfahrung“. Ähnliches soll auch Steve Jobs passiert sein, als er nicht glauben wollte, dass bruchsicheres Glas für das iPhone funktionieren könnte. Der Chef der Produktionsfirma erkannte, dass Jobs nicht genug Ahnung von der Materie hatte, erklärte ihm die wissenschaftlichen Grundlagen und erhielt den Zuschlag.


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Starrköpfige Menschen sind solche, die der Meinung sind, Erfolge basierten auf ihren Fähigkeiten, Misserfolge eher auf externen Faktoren. Sie lehnen fremde Ideen eher ab, und das umso stärker, je energischer man für sie eintritt. Hier hilft es, Fragen zu stellen, so dass sie von sich aus auf die Idee kommen. Zumindest bekommt der sture Chef den Eindruck, die Kontrolle über das Gespräch zu haben. Er wird um seine Meinung gefragt und kann dann leichter zustimmen.

Kleiner Instrumentenkoffer

Die Narzissten haben ein hohes, aber instabiles Selbstwertgefühl. Sie wollen Status und Anerkennung, wer sie überzeugen möchte, sollte ihnen vor allem Respekt zollen. Allerdings, und das ist der Trick – nicht auf dem Gebiet, bei dem es um Ihre Idee geht. Nehmen wir mal an, Sie möchten, dass Ihr Chef eine Entscheidung rückgängig macht, dann sollten Sie nicht seine Entscheidungsfähigkeit loben. Möchten Sie, dass er einen Fehler eingesteht, nicht seine Klugheit. Wenn es um Wissen geht, nicht seine Fachkenntnis. Sie könnten also zum Beispiel seinen Humor loben und dann auf den Fehler in der Entscheidung hinweisen. Im  Beispiel von Steve Jobs sagte ihm ein Entwickler vor versammelter Mannschaft, dass er offenbar in mehren Dingen nicht wisse, wovon er rede, leitete diese Kritik allerdings ein mit: „Mr. Jobs, Sie sind ein kluger und einflussreicher Mann!“

Unverträgliche, streitlustige Chefs sehen überall Feinde. Wer versucht, sie zu überzeugen, wird zum Gegner, der vernichtet werden muss. Sie können, und das klingt verrückt, am ehesten überzeugt werden, wenn man zeigt, dass man nicht kuscht und kein Ja-Sager ist, sondern bereit ist, für seine Ideen zu kämpfen. Da ist was dran, habe ich auch schon erlebt. Im Beispiel von Jobs schaffte es ein Team, so lange für die Idee eines Telefons zu kämpfen und immer wieder mit neuen Vorschlägen zu kommen, bis er sich für die Idee erwärmte und das iPhone geboren wurde.

Was lernen wir daraus? Zum einen, dass Jobs wohl sowohl arrogant als auch stur, streitlustig und narzisstisch war. Was die Empfehlungen irgendwie schwierig macht: Wann sollte man bei einem solchen Chef welche Strategie fahren? Aber vermutlich ist es gar nicht als Typologie gedacht, sondern eher als kleiner Instrumentenkoffer, den man je nach Situation ausprobieren könnte. Soll heißen: Wenn Sie mal wieder nicht weiterkommen mit ihren Ideen, lieber erst mal Fragen stellen. Wenn man merkt, der Chef hat keine Ahnung von der Materie, ihn geschickt seine Wissenslücken erleben lassen, dabei auf einem anderen Gebiet Respekt zollen und nicht aufgeben. Klingt gar nicht so sehr schwierig.

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