24. Juni 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Sonnenschein-Ideen

KRITIK: In Krisen wie in der aktuellen Corona-Situation stehen alle, Mitarbeiter gleichermaßen wie Führungskräfte, vor besonderen Herausforderungen. Typischerweise weiß niemand genau, was zu tun ist, denn anders als in Organisationen, die dazu da sind, Krisen zu managen (Notfallstationen, Feuerwehr, Seenotretter etc.) ist kaum jemand auf solche Ausnahmesituationen vorbereitet. Da wird der Ruf nach starker Führung laut.

Was mich enttäuscht, wenn auch nicht wirklich wundert, ist die Schlussfolgerung, die Reinhard Sprenger in der managerSeminare aus der Krise zieht (Drei wesentliche Wiederentdeckungen). Seine Botschaft: Holokratie, Soziokratie, Agilität und Verzicht auf Hierarchien stellen sich als „Sonnenschein-Ideen“ heraus. Denn in diesen Zeiten müssen Entscheidungen unter großer Unsicherheit getroffen werden, und genau hier ist Führung gefragt. Zumal es schnell gehen muss und niemand Zeit für lange Diskussionen hat. Das musste auch SAP feststellen und schaffte die Doppelspitze wieder ab. Sein Fazit: „Nach Corona wird niemand mehr glauben, Hierarchie sei überflüssig.


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Ist das so? Im gleichen Heft äußert sich Lars Vollmer zum gleichen Thema, mit einer etwas anderen Botschaft. Es sieht einen „fatalen Hang zum Autoritären„. Es wird wieder der eine benötigt, der sagt, wo es lang geht. „Keine Zeit für Spielereien.“ Entsprechend reagiert die Hierarchie: Alles geht über den Tisch des Chefs, entschieden wird im kleinsten Kreis. Als Beispiel führt er SAP an. Sieh an. Seine Beobachtung: Es ist nicht mal die Hierarchie selbst, die all das fordert, der Ruf kommt von den „Geführten“: Man hofft, dass „Papa oder Mama in dieser kritischen Zeit die Verantwortung übernimmt.“ Ist ziemlich praktisch, dann muss diese nicht selbst tragen, und alles kann beim Alten bleiben. Aber ob das nach Corona auch funktioniert, stellt er in Frage, denn dann heißt das Spiel nicht „Wie überlebe ich in der Krise?“, sondern „Wie setze ich mich im Wettbewerb durch.“

Vollmer gesteht ein, dass er nicht vorhersagen kann, zu welcher Seite die Entwicklung nach Corona kippt, während Sprenger schon weiß, dass die Erkenntnis lauten wird: „Ohne Hierarchie geht es nicht.“ Ist keine besonders mutige Vorhersage, denn es gibt genug Menschen, die sich in der Rolle des starken Führers gefallen und ebenso gibt es diejenigen, die danach rufen – auch nach Corona.

Nun sind sowohl Sprenger als auch Vollmer „Management-Vordenker“ – wie sehen das Leute, die selbst in der Situation stecken? Ich habe eine interessante Antwort des Chefs der Baumarktkette Hornbach in der Wirtschaftswoche gefunden. Er wurde konkret danach gefragt, ob in Zeiten der Coronakrise nicht klare Anweisungen und Führungspräsenz nötig seien, um ein Unternehmen auf Kurs zu halten. Die Antwort: „Im Gegenteil.“ Für ihn sei die entscheidenden Frage gewesen, wie er sich vornehm zurückhalten kann. Und das habe sehr gut funktioniert.

Vielleicht gibt es ja immer mehr Manager, die der Versuchung widerstehen, dem Ruf nach der starken Hand und der schnellen Entscheidung zu folgen. Ich weiß es natürlich auch nicht, aber ich bin eher optimistisch.

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