3. Februar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Stehaufmännchen

KRITIK: Es ist immer wieder beeindruckend, wie bestimmte Begriffe an einer Ecke auftauchen, dann „entdeckt“ werden und schließlich auf alles und jedes angewandt werden. So scheint es auch dem Konzept der Resilienz zu ergehen. Plötzlich sind nicht nur Menschen resilient, sondern auch Organisationen. So wie das eben auch mit Gesundheit passiert oder mit Achtsamkeit usw. Ist das sinnvoll?

Mit Resilienz ist ursprünglich die Fähigkeit von Werkstoffen gemeint, nach einer Verformung wieder in den Ausgangszustand zurückzufinden. Da passt beim Menschen das Bild des „Stehaufmännchens“ ganz gut, wobei die Autorin in einem Beitrag der Wirtschaftspsychologie-aktuell (Modethema Resilienz) noch weiter geht und zusätzlich zur Fähigkeit, sich wieder zu erholen auch noch diejenige zählt, hieraus zu lernen und sich weiter zu entwickeln (was Werkstoffen schwer fallen dürfte, zumindest bis jetzt).


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Bezogen auf Menschen geht der Begriff zurück auf die Amerikanerin Emmy Werner, die Kinder auf einer Hawai-Insel beobachtete und feststellte, dass sich einige trotz äußerst schwieriger Bedingungen erstaunlich positiv entwickelten. Nachvollziehbar, dass diese Feststellung wissenschaftliche Neugier weckt.

Warum, so stellt sich die Frage, schaffen das einige und andere nicht? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Offenbar gibt es Menschen, die sich nach einer Krise rascher oder überhaupt erholen und hieraus gestärkt hervorgehen. Also könnte das an ihrer Persönlichkeitsstruktur liegen – womit wir bei einem alten Thema sind: Angeboren oder erworben?

Ist am Ende vielleicht nicht ganz so wichtig, zumindest, wenn man daran glaubt, dass Resilienz trainierbar ist. Und davon gehen wohl die meisten aus. Entsprechend breit ist das Angebot an Trainings, und das wiederum ist für Unternehmen praktisch, die ihre Mitarbeiter in diese Trainings schicken oder diese gar verpflichtend machen. Nach dem Motto: „Je mehr Stehaufmännchen, desto besser für die Organisation.“

Und schon sind wir bei der resilienten Organisation. Diese wird nun definiert als jene Organisation, die es schafft, sich nach Krisen rasch wieder zu erholen und gestärkt hieraus hervorzugehen. Klingt erst mal nachvollziehbar. Aber dann vermischen sich die beiden Ebenen.

Sind Organisationen resilienter, wenn sie mehr Stehaufmännchen haben? Dann müssen sie diese tatsächlich gezielt auswählen und laufend trainieren. Oder sind sie resilienter, wenn sie Strukturen und Prozesse haben, die bei Krisen angemessen greifen und zu den geeigneten Reaktionen führen? Dann wären wir vermutlich plötzlich bei der flexiblen oder der agilen Organisation. Oder im Nu auch beim Thema „Diversity“ (weil ja Organisationen, die gemischt besetzt sind, besser auf die Anforderungen des Marktes reagieren).

Oder sind sie resilienter, wenn sie dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter eben nicht ständig den widrigsten Bedingungen ausgesetzt sind? Sich eben so aufstellen, dass Stress kein Dauerphänomen wird, dass Überstunden nicht selbstverständlich sind, dass Mehrarbeit nicht als Gütekriterium und besonderes Engagement betrachtet und belohnt wird?

Alles das trifft zu? Wo ist dann die Abgrenzung zum Thema „Gesundheitsmanagement“? Oder, auch ganz beliebt, zum Thema „Nachhaltigkeit“? Organisationen, die bei Krisen sofort umfallen, sind vermutlich ja nicht sonderlich nachhaltig aufgestellt.

Ich plädiere dafür, die Rolle der Organisation beim Thema „Resilienz“ nicht zu umfangreich zu betrachten, sondern gezielt auf den Teil, der sich mit den „Risiko- und Schutzfaktoren“ beschäftigt. Also zu schauen, wo die Organisation den Menschen das Aufstehen erschwert und sie bis an ihre Grenze belastet. Wenn ein Management damit Ernst macht, dann hat sicherlich niemand etwas dagegen, wenn gleichzeitig Resilienztrainings, meinetwegen auch Achtsamkeitstrainings oder Gesundheitstage angeboten werden….

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