27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Rückkehr von Command & Control

INSPIRATION: Die Auswertung im Rahmen einer Langzeitstudie der Uni St. Gallen zeigt, dass Führungskräfte heute deutlich erschöpfter sind als vor 20 Jahren. Oder richtiger: Heute gehören 55% aller befragten Manager zur Gruppe der Erschöpften. Wobei die Definition hierfür lautet: Sie verspüren wenig Energie und wenig Fokus (Die erschöpfte Führungskraft).

Das sind die beiden wichtigsten Voraussetzung für gelingende Führung: Vorgesetzte mit viel Energie, aber wenig Fokus werden hier als „Busy Manager“ beschrieben, sie verwechseln „hektische Betriebsamkeit mit zielgerichtetem Handeln“. Vor 20 Jahren zählten noch 40% zu dieser Kategorie, heute nur noch 10%. Dann gibt es die distanzierten Manager, die mit wenig Enthusiasmus die Aufgaben abarbeiten. Ihr Anteil ist von 20% auf 15% zurückgegangen.


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Ausgelaugte Führungskräfte

Erfreulich: Die zielgerichteten Manager (die also sowohl über Energie als auch über Fokus verfügen), haben sich von 10% auf 20% verdoppelt. Was also offensichtlich passiert ist: Die aktiven, aber wenig fokussierten Befragten (auch als „Zögerer“ bezeichnet) sind inzwischen ausgelaugt – irgendwie plausibel. Gerade in Zeiten der Dauerkrisen verpufft ihre Energie, die Aktivitäten laufen ins Leere. Unschön für sie, aber auch unschön für die Mitarbeitenden. Warum?

Während die Zielgerichteten in der Lage sind, sowohl inspirierend als auch transaktional zu führen, die Distanzierten sich vermutlich vor allem für Ergebnisse interessieren und die „Busy Manager“ nach wie vor versuchen, über gute Stimmung zu führen, laufen die Erschöpften Gefahr, entweder gar nicht mehr zu führen oder aber verstärkt zu direktivem, autoritärem, ja despotischem Verhalten zu greifen. Auch plausibel, oder? Wer feststellt, dass seine Energie schwindet und der Sinn verlorengeht, der könnte auf die Idee kommen, seine formale Macht ins Spiel zu bringen nach dem Motto: Wenn sonst nichts mehr funktioniert, dann müssen jetzt wieder klare Ansagen her.

Die Umstände

Interessant an dem Erklärungsansatz: Dann muss man die Ursache für despotisches Verhalten nicht einseitig bei Persönlichkeitsmerkmalen wie Narzissmus oder Machtorientierung suchen, sondern eher bei den Umständen, eben der weit verbreiteten Überlastung und Erschöpfung. Und daran lässt sich sicher eher etwas ändern als an Persönlichkeiten. Nur wie? Die Tipps der Autoren:

  • Führungskräfte sollten „den Sinn und Zweck des eigenen Handelns noch bewusster reflektieren“. Dazu benötigen sie aber Freiräume – diese könnten durch den Abbau von Überkommunikation geschaffen werden (Begrenzung von Meetings, Reduzierung von E-Mails usw.)
  • Nutzung von hybriden Arbeitswelten: Durch die Arbeit im Homeoffice könnten sich mehr Gelegenheiten für ungestörte Reflexion bieten.
  • Ein besserer Umgang mit Fehlern – mehr Experimente wagen, das stärkt zielgerichtetes Handeln.

Ach ja, auch Unternehmen können ihre Führungskräfte unterstützen. Z.B. indem sie übermäßig administrative Performancemanagement-Strukturen abbauen. Wohl wahr. Nur etwas dünn, oder? Bei den ersten drei Ansätzen handelt es sich um Appelle an die Betroffenen selbst, sie wirken auf mich wie der Appell an Menschen, die sich durch mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung und Stress selbst schädigen, doch mal darüber nachzudenken, was sie so treiben.

Wer möchte, dass die Beschäftigten das eigene Tun reflektieren, sollte vor allem hierfür Gelegenheiten schaffen, z.B. durch bestimmte Formate, durch Rituale, angefangen beim Top-Management. Und vielleicht auch mal überlegen, ob diese Erschöpfung nicht nur Manager egal welcher Ebenen, sondern alle Mitarbeitenden erfasst. Das Problem dürfte damit noch deutlich größer sein …

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