INSPIRATION: Ich habe mich schon oft gefragt, wieso es eigentlich so schwer ist, für Unternehmer einen Nachfolger zu finden. Die Zahlen sind nach wie vor erstaunlich: Zwischen 2022 und 2026 sollen 190.000 Unternehmensübergaben in Deutschland anstehen. Bekanntlich sind die Kinder nicht durchweg begeistert, und für viele Betriebe (bzw. viele Unternehmer) sind Finanzinvestoren keine Alternative.
Was dann? Na, ein Mitarbeiter bzw. eine Mitarbeiterin vielleicht? Die Wirtschaftswoche zeigt an einem Beispiel, wie das funktioniert. Oder besser: Wie das funktionieren kann (Alles hat ein Ende…). Ein mittelständischer Fleischerei-Inhaber hatte sich schon länger den Kopf zerbrochen, wie es mit dem Betrieb weitergehen sollte, auch hier zeigten die Kinder kein Interesse. Die Lösung war nicht in Sicht, dabei saß sie sozusagen schon am Tisch.
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Die Lösung saß schon am Tisch
Der Mann war schon 10 Jahre im Betrieb, die beiden hatten sich von Anfang an gut verstanden. Er war inzwischen sogar zweiter Geschäftsführer, aber auf die Idee, ihn zu fragen, ob er Interesse an der Firma hatte, kam der Inhaber nicht. Umgekehrt passiert so etwas angeblich auch kaum, „niemand fragt einen Autokraten, ob er seinen Betrieb übernehmen kann“, sagt ein Berater. Warum nicht? Aus Angst vor der Zurückweisung? Vor den zu großen Fußstapfen? Vor den Kollegen? Davor, dass der „Alte“ sich sowieso nicht raushalten wird? Oder vielleicht, weil man den Betrieb gar zu gut kennt? Weil sie sich das nicht antun wollen, was sie beim Chef über Jahre erlebt haben?
Oder weil, wie so oft geäußert, Angestellte nun mal in den seltensten Fällen Unternehmer sind (sonst wären sie Unternehmer geworden)? Und deshalb auch erst gar nicht gefragt werden? In dem beschriebenen Fall war das anders. Auch hier war der Mitarbeiter skeptisch, aber so wie die beiden schon beim Vorstellungsgespräch nur dieses eine Gespräch benötigten, um voneinander überzeugt zu sein, so klappte das auch beim Gespräch über den „Wachwechsel“.
Was lernen wir daraus? Ich frage mal anders herum: Angenommen, einem Unternehmer ist klar, dass er nicht ewig lebt, und ebenso, dass keines seiner Kinder in seine Fußstapfen treten wird – wäre er nicht gut beraten, sich spätestens ab diesem Moment so zu verhalten, dass seine Mitarbeitenden das Unternehmerdasein als etwas Erstrebenswertes betrachten? Also eben nicht rund um die Uhr arbeiten, sich aufopfern, den Oberkommandierenden spielen, sondern eine ausgewogene Work-Life-Balance vorleben, Verantwortung breit streuen, Mitarbeitende zu Verbündeten machen, Teamarbeit fördern – kurz: Alles tun, damit jeder Lust hätte, auch einmal ein solches Unternehmerdasein zu führen?
Und natürlich schauen, ob jemand unter den Beschäftigten ist, der sich dem Unternehmen verbunden fühlt, fachlich versiert und auf einer ähnlichen Wellenlänge liegt. Die weiteren Tipps kennt man vermutlich: Eine fachliche Beratung hinzuziehen, so ein Vertragswerk ist komplex. Banken wollen überzeugt werden, z.B. mit einem professionellen Prospekt. Nicht zu spitz rechnen. Vor allem: Egal, wie lange man sich kennt: Es braucht eine formelle Absichtserklärung. So ein „Letter of Intent“ muss nicht lang sein, neben den formellen Rahmenbedingungen sollte er auch die Rolle des scheidenden Chefs enthalten, damit hier keine Missverständnisse entstehen. Noch ein interessanter Hinweis eines Beraters: Man sollte auch die Partnerin bzw. den Partner des neuen Unternehmers hinzuziehen, ehe es zur Unterschrift kommt. Diese sollten die Entscheidung wirklich mittragen. So dass sich am Ende nicht nur bei dem alten, sondern auch bei seinen Nachfolgern ein „wohliges Gefühl der Erleichterung“ einstellt.