9. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Lust auf Strategie

REZENSION: Reinhard Nagel – Lust auf Strategie. Workbook zur systemischen Strategieentwicklung (3. Aufl.). Schäffer-Poeschel 2014.

Als die erste Auflage dieses Buchs im Jahr 2007 erschien, war „Systemische Strategieentwicklung“ von Nagel und Wimmer als der „große Bruder“ dieses Taschenbuchs schon fünf Jahre am Markt. Offenbar war das Anliegen des Verlags und vielleicht auch der Autoren, die geballte Fülle auf ein handliches Format zu schrumpfen (die Essenz) und/oder die Leserschaft mit einem Teaser zu locken. Wie auch immer: Auch das Taschenbuch verkaufte sich und liegt nun in der dritten aktualisierten Auflage vor. Der „große Bruder“ hat es schon auf die sechste Auflage (2014) gebracht.


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Strategie bleibt wichtig, keine Frage, das lehren auch neue strategische Entwicklungen wie Open Innovation oder das Aufbrechen von Wertschöpfungsketten – á la AirBnB oder Uber – alteingesessene Unternehmen. „Was aber vielfach fehlt, sind konkrete Hilfestellungen für Entscheider bei den praktischen Details des strategischen Entscheidungsfindungsprozesses,“ so Autor Nagel im Vorwort zur dritten Auflage. Das Büchlein soll „Schritt für Schritt den idealtypischen Verlauf der Entwicklung einer Strategie“ nachzeichnen – wohl wissend, dass sich die Wirklichkeit selten an ein Drehbuch hält. Hier könnte man gleich kritisch reingrätschen und fragen, wieso dann ein Toolbook? Denn das vorliegende Taschenbuch ist nichts weiter als ein Exzerpt des „großen Bruders“. Viele Erläuterungen und Differenzierungen werden weggelassen zugunsten von zahlreichen Best-Practice-Anleitungen (Tools). Wenn man der „wirklichen Wirklichkeit“, um Nagel zu zitieren, begegnen möchte (und: „Uber erfinden möchte“), so fügt der Rezensent an, wäre dann nicht vielleicht mehr Theorie hilfreich statt Kochrezepte?

Komplexität reduzieren?

Nun, alle Welt möchte Komplexität reduzieren, also tun dies auch die systemischen Autoren? … Was für ein Armutszeugnis! Argumentieren doch gerade systemische Autoren in der Regel genau konträr und statt dessen analog zu Ashley’s Law: Wer Komplexität beherrschen will, muss Komplexität aufbauen …

Nagel erklärt im Vorwort die Sache folgendermaßen: Er habe „den Begriff der Strategieentwicklung als Bewältigungsform der Paradoxie zwischen Verantwortung für die Zukunft bei gleichzeitiger Unkalkulierbarkeit der Zukunft etwas grundsätzlicher ausgeführt als in den Vorauflagen.“ Und es wurden einige Tool-Updates aufgenommen – offenbar solche, die auch im „großen Bruder“ inzwischen eingeflossen sind. Das Buch solle Lust auf Strategie machen. Sicher ein ehrenwertes Anliegen. Ob man dem aber mit einem Toolbook gerecht werden kann? Der Rezensent ist sich eher unsicher und befürchtet stattdessen fröhliches Dilettieren. Und gerade Letzteres wäre im Strategieprozess wenig förderlich – wenn nicht sogar verheerend.

Das Buch gliedert sich in neun Kapitel:

  1. Zum begrifflichen Verständnis einer Unternehmensstrategie
  2. Viele Wege führen zum Erfolg
  3. Sorgfältige Planung
  4. Die Strategieschleife als Orientierungslandkarte
  5. Den strategischen Blick für weiche Signale schärfen
  6. Navigationsinstrumente zur Diagnose der Ausgangssituation
  7. Von großen Strategen lernen: Berühmte Landkarten der Strategieforschung
  8. Navigationsinstrumente: Ein Zukunftsbild zeichnen
  9. Strategy at work: Eine Fallstudie einer Internationalisierungsstrategie eines mittelständischen Unternehmens

Gegenüber der Erstauflage wurde das erste sowie das fünfte Kapitel neu aufgenommen und das letzte, die Fallstudie, ausgetauscht, wird auf den groben Blick sichtbar. Ansonsten kann im Vergleich zum großen Bruder leicht nachgehalten werden, welche Textteile mehr oder weniger identisch sind und welche fehlen. Die Reihenfolge des großen Bruders wird allerdings nicht immer eingehalten.

Fazit: Wer sich ernsthaft mit dem Thema Strategie beschäftigen möchte, dem sei der „große Bruder“ angeraten. Auch wenn dieser nicht alles hält, was im Titel „systemisch“ verspricht, so hält der Leser damit doch ein umfassendes und fundiertes Werk in Händen, von dem aus man sich dann weiter vor arbeiten kann.

Doch zum Toolbook sei angemerkt, was man auch sonst zu Toolbooks anmerken muss: A fool with a tool is still a fool.

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