9. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Positive Psychologie in Unternehmen

REZENSION: Michael Tomoff – Positive Psychologie in Unternehmen. Für Führungskräfte. SpringerFachmedien 2015.

Der Autor berichtet von einer bemerkenswerten Revolution im Denken und Handeln, die – aus der Mitte der psychologischen Forschung stammend – den Alltag in unseren Unternehmen gravierend verändern kann. Und vielleicht sollte. Denn in der Praxis lässt sich immer noch und immer wieder „altes Denken“ beobachten. Ein Denken, dass Schwächen fokussiert, Mitarbeiter misstrauisch beäugt, Schuldige sucht, findet und bestraft. Und selbst wenn es scheinbar positiv daher kommt, auf Strahlemann macht, motivierend und energetisierend, doch zwischen den Zeilen, teilweise kaum kaschiert, den tieferen Zweck offenbart: Dass man, wenn man vorgibt, man wolle nur das Beste für den Mitarbeiter, damit zuallererst dessen Geld meint …


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Michael Tomoff erinnert daher zurecht daran, wie alles anfing, an die Geburtsstunde der Positiven Psychologie im Jahre 1997. Damals saßen die beiden Professoren Martin Seligmann und Mihaly Csikszentmihalyi, ersterer bekannt geworden durch seine Forschungen zum Thema „erlernte Hilflosigkeit“, letzterer durch seine Forschungen zum Thema „Flow“, zusammen und fragten sich, warum die wissenschaftliche Psychologie sich zwar in der Vergangenheit ausgiebig mit der Heilung mentaler Krankheiten befasst, darüber aber den Blick auf ein erfülltes Leben vernachlässigt hatte. Warum diese Fixierung auf Defizite, die doch eine recht einseitige Optik darstellt? Seligmann, der im Jahr drauf zum Präsidenten der American Psychological Association gewählt wurde, forderte in seiner Antrittsrede daher einen neuen Ansatz im Denken und Forschen. Und seitdem hat es eine wahre Explosion an Publikationen zum Thema Positive Psychologie gegeben. Aber leider auch eine Schwemme an populären Veröffentlichungen, die naiv bis platt Bespaßungs- bis Durchhalteparolen a la „positiv denken!“ unters Volk jubelte.

Eine Einführung

Was ist also dran an der Positiven Psychologie? Worum geht es ihr? Und wie kann man die Spreu vom Weizen trennen und aus ihren Erkenntnissen Nutzen für die Praxis in Unternehmen ziehen? Mit solchen Fragen beschäftigt sich das kleine, kompakte Büchlein des Autors, seines Zeichens studierter Psychologe und Experte für Positive Psychologie. Dazu wird zunächst eine Definition geliefert: „Die Positive Psychologie beschäftigt sich in Forschung und Praxis mit den Bedingungen und (Wechsel-)Wirkungen, die eine optimale Entwicklung von Personen, Gruppen und Organisationen ermöglicht.“ Und weil Wissenschaft immer kritisch ist, folgt sogleich die Warnung vor plattem positivem Denken.

Tomoff stellt die Konzepte Positive Organizational Behavior, Psychological Capital sowie Positive Leadership, als auch Positive Organizational Scholarship vor. Dies führt ihn zur Beschreibung dreier Hebel für eine positive Kultur in Organisationen, die positive Sinnstiftung, Emotionen sowie menschliche Beziehungen auszeichnet. All dies auf der Basis gediegener Forschungsergebnisse.

Die Anwendung dieser Konzepte steht im Fokus des nächsten, dritten Kapitels. Organisationen haben verschiedene Möglichkeiten, eine positive Kultur zu fördern. Es fängt schon mit dem Sprachgebrauch an, damit, abwertende Begrifflichkeiten zu vermeiden. Die Kultivierung von Werten sollte ebenfalls erfolgen. Und zudem soll eine positive Führung praktiziert werden. Hier wären neben der Methode des Appreciative Inquiry auch die positive Ausgestaltung von Personalauswahl (stärkenbasiert) und -entwicklung (Job Crafting) zu nennen. Insgesamt gilt es, hoch qualitative, also wertschätzende Verbindungen zwischen den Mitarbeitern zu fördern.

Verschiedene Aspekte

Auch für die Anwendung auf Teamebene hat der Autor etliche Anregungen parat: Ein Stärkeninventar arbeitet die individuellen Stärken heraus und aggregiert diese auf Teamebene. Komplimente-Runden, Dank-Stellen sowie positive Meetings und Storytelling wären weitere hilfreiche Anregungen. Ebenfalls werden etliche Werkzeuge für die individuelle Ebene vorgestellt, die alle die wissenschaftliche Fundierung eint. Das hebt sich erfrischend ab von etlichen nur bunt angemalten Spielchen, die so auf dem Markt kursieren.

Dem Thema Führung widmet der Autor ein separates Kapitel. Führungskräfte, die auf die Stärken der Mitarbeiter fokussieren, können Leistungsanstiege um ein Drittel bewirken. Im umgekehrten Fall zerstören Führungskräfte, die auf den Schwächen ihrer Mitarbeiter herum hacken, über ein Viertel des normalen Leistungsniveaus. Dem Training positiver Führung im Unternehmen sollte daher das Augenmerk gelten. Auch hierzu gibt es bewährte Ansätze, die der Autor exemplarisch vorstellt. Zum Schluss wagt er noch einen kurzen Blick in die Glaskugel und skizziert zukünftige Entwicklungen, die erahnen lassen, warum in Zukunft Erkenntnisse der positiven Psychologie noch wichtiger werden dürften.

Mit diesem Überblick, den man leicht auf einer dreistündigen Zugfahrt lesen kann, gibt der Autor einen fundierten ersten Einstieg ins Thema, den man leicht über die referierte Literatur vertiefen kann. Damit hebt sich das Büchlein erfrischend ab von der allzu seichten Ratgeberliteratur auf dem Markt. Dies zeigt auch, dass Sinn und Wirtschaftlichkeit zusammen gehen können, ohne dass dies in ein falsches Spiel ausarten müsste.

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