REZENSION: Willemien Brand – Visuelles Denken. Denken in Bildern für eine bessere Teamarbeit. Laurence King 2019.
Ich liebe es, bei der Arbeit mit Teams Dinge zu visualisieren. Und ich bin richtig gut darin, das Wesentliche in Worte zu fassen: Kurz, präzise, so, wie es tatsächlich nicht nur gesagt, sondern auch gemeint ist. Das hat den ungeheuren Vorteil, dass niemand, außer den ganz Hartnäckigen, Gesagtes wiederholen muss, weil er Sorge hat, dass es vergessen oder falsch verstanden wurde. Wenn eine Idee, eine Aussage, eine Bewertung verständlich und für alle sichtbar an der Wand oder auf dem Flipchart erscheint, dann können sich alle beruhigt der nächsten Idee widmen. Oder an der visualisierten Idee weiter arbeiten.
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Sprachliche Bilder zu schaffen, fällt mir leicht. Aber Dinge mit wenigen Strichen so darzustellen, dass sofort klar wird, worum es geht, das fehlt mir völlig. Daher greife ich immer wieder mal zu Titeln, in denen mir hierzu Hilfe angeboten wird. Bei dem vorliegenden Buch geht es schnell zur Sache. Wie immer heißt es am Anfang, dass man für die Anwendung visueller Techniken nicht zeichnen können muss. Ein paar schlichte Regeln einhalten, der Rest ist einfach. Und die richtigen Stifte zur Hand haben, aber viele braucht es dafür nicht.
Dann geht es los mit Gesichtsausdrücken, die wunderbar schon mit einem Kreis und drei Punkten funktionieren. Wenn dann noch die Augenbrauen hinzukommen, ist Freude, Trauer, Wut oder Unsicherheit schnell dargestellt. Auch nicht kompliziert: Figuren in unterschiedlichen Haltungen und Bewegungen, als kleine und große Gruppen, sogar als individuelle Charaktere (mit einfachen Frisuren z.B.) Weiter geht es mit der Darstellung von Interaktion und Beziehungen, dann wird es schon „designerisch“. Soll heißen: Wie gestaltet man Überschriften, ansehnliche Rahmen und einfache Symbole. Dazu noch jede Menge Vorlagen für visuelles Storytelling (S. 49-71).
Üben, üben …
Spätestens hier wird es für mich schwierig. Sicher, ich könnte schöne Flipcharts vorbereiten und die vorliegenden Tipps dazu nutzen. Aber ich will ja vor allem während der Arbeit mit einem Team die Ergebnisse darstellen, dazu brauche ich eine gewisse Routine. Wenn ich erst überlegen muss („Wie war das noch mal mit dem traurigen Gesicht?“), wäre das ungünstig. Also heißt es üben. Was ich nicht mache. Also lieber einfach wieder mitschreiben. Vorzugsweise am Rechner, dann kann ich Änderungswünsche sofort berücksichtigen. Traurige Gesichter kann ich mir als Smileys dazu packen.
Und der Rest des Buches? Da geht es um visuelles Denken in Business-Kontexten, also z.B. wie nutzt man die Techniken, um eine Vision zu formulieren (bzw. das Formulieren einer Vision zu unterstützen), eine Strategie zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen, Märkte zu evaluieren oder Ideen zu generieren. Ich gestehe, hier hat mich die Autorin irgendwann verloren. Hier werden Abläufe von Workshops beschrieben und alle möglichen Kollaborationsformen wie Stand-up-Meetings oder War Room, aber auch Tools wie Ursache-Wirkung-Diagramm, Tracking-Board, Burndown Charts etc. Dazwischen immer wieder grafische Elemente und Zeichnungen, die bei den genannten Formaten zur Anwendung kommen könnten.
Ich überlege, wo ich einmal genug Zeit und Muße habe, die Teammitglieder in schlichten Bildchen hinter oder über die Aufgaben zu hängen, oder ob ich es nicht doch dabei belassen werde, einfach ihre Namen zu verwenden. Vermutlich letzteres, aber es mag ja Moderatoren und Teamleiter geben, die Spaß an solchen Darstellungen haben. Anregungen hierfür gibt es in dem Buch genug.
Beiträge in der Ideenfabrik: