INSPIRATION: Das ist in der Tat ein Dilemma: Viele Mitarbeitende, die die Segnungen des Homeoffices kennengelernt haben, sehen keinen Grund, es wieder zu verlassen – da ist das nervige Pendeln und im Stau stehen nur ein Grund. Neulinge hingegen, die Anschluss suchen, sitzen dann allein im Büro und fragen sich, wo denn alle anderen sind. Denn so viel ist klar: Der Job ist mehr als eine Beschäftigung, die soziale Seite spielt eine wichtige Rolle.
Der Fall, von dem in der Wirtschaftswoche berichtet wird (Wo seid ihr denn alle?) dürfte gar nicht so selten sein. Da verspricht der Chef einer Beratungsfirma dem Kandidaten, dass in seinem Unternehmen eine ausgeprägte Bürokultur herrscht, doch als der Neue anfängt, findet er gähnende Leere vor. Und der Chef selbst glänzt ebenfalls durch Abwesenheit.
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Große Unternehmen versuchen bekanntlich, mit Spielregeln gegenzusteuern. Sie schreiben wieder eine bestimmte Anzahl an Anwesenheitstagen im Büro vor, angeblich sind auch die Stellenanzeigen, die Homeoffice versprechen, zurückgegangen. Aber die Experten warnen: Zwar könnten die Unternehmen angesichts der angespannteren Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder fordernder auftreten, aber das könnte auch von kurzer Dauer sein. Also lieber nicht das Homeoffice abschreiben, denn dann sind diejenigen, die heute notgedrungen eine Stelle antreten, auch bald wieder weg.
Aber was ist mit jenen, die eben den Austausch mit Kollegen, das Miteinander, suchen? Angeblich liegt die Anzahl der Kolleg*innen, wegen denen man sich aufrafft, bei etwas über einem Drittel. Soll heißen: Wenn weniger als ein Drittel anwesend sind, raffen sich auch die Anschluss-Suchenden nicht auf. Also sollte man sie zu ihrem Glück zwingen, wie ein Berater meint?
Mitspielen
Zwei Tipps, die mir sinnvoll erscheinen. Und die ohne Vorschriften auskommen. Der eine lautet: Rufen Sie die Kolleg*innen regelmäßig zu Präsenzmeetings zusammen, wobei entscheidend ist, dass diese dort mitreden können. „Leute kommen gerne, wenn sie mitspielen dürfen.“ Klingt einfach? Ist es aber offensichtlich nicht. Wenn ich zu einem Meeting „gezwungen“ werde, dort aber vor allem der Chef redet, oder dort nur Dinge verkündet werden, oder immer die Gleichen zu Wort kommen, oder …, dann zieht sich mir der Magen zusammen, wenn die nächste Fahrt ins Büro ansteht.
Soll heißen: Sie müssen einen konkreten Nutzen von diesen Meetings haben. Z.B. die Chance, eigene Ideen beisteuern zu können. Für Aufgaben, die ihnen Probleme bereiten, Unterstützung bekommen. Ihre Meinungen zu strategischen Fragen äußern können. Aber auch so banale Dinge wie pünktlicher Beginn, eine klare Struktur, diszipliniertes Diskussionsverhalten, ein respektvoller Umgang miteinander und eine Moderation, die genau für all das sorgt. Fragen Sie sich einfach, ob Ihre Meetings tatsächlich so gestaltet sind, dass Menschen gerne teilnehmen.
Büromanagementtools
Der andere Tipp: Nutzen Sie ein Büromanagement-Tool, aus dem hervorgeht, wie viele Leute wann tatsächlich vor Ort sind. Wo man sich also selbst einträgt in der Hoffnung, dass andere es ebenfalls tun. Wer sich auf bestimmte Kolleg*innen freut, der gibt sich dann vielleicht doch einen Ruck.
Dann ist da noch die alte Geschichte mit dem Vorbild. Wenn Sie selbst ständig im Homeoffice hocken, dürfen Sie kaum erwarten, dass die Mitarbeitenden es anders machen.
Und was ist mit Unternehmen, die Homeoffice zum Standard machen? Auch diese wird es weiter geben, aber sie werden eher Menschen anlocken, denen genau diese Art zu arbeiten sehr liegt. Man muss dann Kandidaten nur reinen Wein einschenken und ihnen erklären, dass die Kolleg*innen nun mal vorwiegend von zu Hause arbeiten und sich das Miteinander vor dem Bildschirm abspielt.