2. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Teamentwicklung heute

KRITIK: Sieh an, sieh an: Angeblich sind die Zeiten der Teamentwicklungsmaßnahmen in Hochseilgärten vorbei, und Teams streifen auch nicht mehr durch die Wildnis oder bauen Flöße. Unternehmen setzen angeblich auf andere Formate. Genannt werden das gemeinsame Kochen oder das Malen eines großflächigen Bildes („Kältezonen“ in bestehenden Teams entdecken).

Aber der Autor erklärt, dass Unternehmen solche „Umwege“ nicht mehr gehen möchten. Damit ist Folgendes gemeint: All diese Übungen sollten dazu dienen, dass Teams erkennen, welche Muster zwischen den Mitgliedern ablaufen, daraus wurden Rückschlüsse auf das „wahre Leben“ gezogen und dann hieraus Vereinbarungen abgeleitet, wie man im Arbeitsalltag miteinander umgehen wollte.


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Heute ist das nicht mehr nötig, wird hier argumentiert. Weil, so die interessante Argumentation, die jüngeren Menschen „deutlich teamorientierter und offener für neue Aufgaben sind“. Vor 15 bis 20 Jahren nämlich waren Mitarbeiter zum Teil noch „Betonköpfe“.

Weg mit den Hochseilgärten?

Oha, sieh an. Weg mit den Hochseilgärten und all den anderen Outdoorübungen. Früher waren sie sinnvoll, heute nicht mehr. Aber was dann? Wenn die Mitarbeiter heute so viel offener und teamorientierter sind als früher – dann braucht es ja keine Teamentwicklungsmaßnahmen mehr, wie wunderbar!

Weit gefehlt. Natürlich hakt es auch heute noch in der Kommunikation, und wenn nicht im Team, dann auf jeden Fall teamübergreifend. Also braucht es neue Tools, und natürlich gibt es diese auch. Man analysiert die Beziehungen der Mitglieder untereinander, selbstverständlich alles elektronisch unterstützt. So findet man heraus, wer mit wem häufig interagiert und wer eher außen vor ist. Anschließend überlegt man, wie man die Beziehungen dort stärkt, wo sie zu schwach ausgeprägt sind. Erinnert das Sie auch an ein Soziogramm? Ist fast 100 Jahre alt, da kann man es doch mal als neues Tool für die Teamentwicklung verkaufen.

Her mit dem Soziogramm

Ironie beiseite. So skeptisch ich bei allen Outdoor-Teamentwicklungsmaßnahmen bin, so vorsichtig wäre ich mit der Analyse der Beziehungen zwischen Team-Mitgliedern. Es bedarf schon viel Erfahrung, die Ergebnisse konstruktiv zu verarbeiten. Vor allem aber: Zunächst gilt es doch herauszufinden, was ein Team überhaupt benötigt.

Womit ich zu meiner Lieblingsalternative komme: Die beste Teamentwicklung ist die Diskussion über das gemeinsame Ziel! Nennen Sie es Strategieworkshop oder Visionsprozess oder einfach nur die Einigung auf die Ziele für das nächste Jahr. Josef Seifert findet, dass Strategieworkshops als Nebeneffekt „eine beziehungsstärkende Teamentwicklungsmaßnahme“ darstellen (So moderieren Profis die Suche nach einer Strategie). Das sehe ich ganz genauso, mehr noch: Ob die Strategie nachher so verfolgt wird, das Ziel erreicht wird oder nicht – der Effekt für den Teamzusammenhalt ist auf jeden Fall gegeben. Denn nach so einem Workshop, wenn er denn gut moderiert wird, weiß man, wer welche Schwerpunkte setzt und wofür es sich zu engagieren lohnt.

Und wenn sich dann herausstellt, dass es ungemein schwierig ist, sich auf gemeinsame Ziele zu verständigen, und dass es latente Konflikte gibt, dann hat man ohnehin alle Hände voll zu tun, um Klärungsprozesse anzustoßen – da hilft kein Hochseilgarten und auch kein Soziogramm, dann hilft nur Klarheit und ein sehr erfahrener Moderator.

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