30. Juni 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Trainer-Mythen

INSPIRATION: Manchmal sollte man angebliche Tatsachen einfach mal hinterfragen, so zum Beispiel die Geschichte mit der linken und rechten Hirnhälfte, mit den unterschiedlichen Lerntypen oder mit der Unfähigkeit unseres Unterbewusstseins, Verneinungen zu verstehen. Sie haben eins gemeinsam: Sie sind allesamt nicht belegt.

Ein Neurobiologe und eine Psychologin erklären in der managerSeminare (Vermittelter Stuss), was es mit diesen fundamentalen Weisheiten, die in jedem Training unreflektiert weitergegeben werden, auf sich hab.


Anzeige:

Die Arbeitswelt braucht agile Coachs, um Selbstorganisation, Innovation und neues Rollenverständnis zu implementieren. Die Neuerscheinung „Agiler Coach: Skills und Tools“ liefert für jeden agilen Coach eine beeindruckende Bandbreite an Grundlagen, Methoden und Werkzeugen für die Team- und Mitarbeiterentwicklung im agilen Arbeitsalltag. Zum Buch...


  1. Wir nutzen nur 10% unseres geistigen Potenzials. Stimmt sicher nicht, die Geschichte hat ihren Ursprung in der Forschung eines Neurobiologen namens Penfield, der am offenen Schädel forschte und feststellte, dass bei Stimulation einzelner Hirnregionen der Patient etwas empfand. Das geschah nur bei 10% der Regionen. Was allerdings keinesfalls bedeutet, dass die anderen brach liegen. Hier befinden sich Assoziationsfelder, in denen Denkinhalte verknüpft werden. Die Vorstellung, dass wir noch viel schlauer sein könnten, wenn wir nur wollten, ist offenbar zu schön, um davon abzulassen.
  2. Die linke Hirnhälfte ist für die Logik, die rechte fürs Gefühl zuständig – auch nicht richtig. Es gibt nur zwei Unterschiede zwischen links und rechts: Die linke Seite steuert die rechte Körperseite, die rechte die linke. Und das Sprachzentrum liegt bei den meisten Menschen links. Weil die Sprache Regeln folgt, folgerte man daraus, dass die linke Hälfte für die Logik zuständig ist. Das aber ist längst widerlegt – vergessen Sie also alle Übungen, die angeblich helfen, die beiden Hälften miteinander besser zu verbinden und so mental stärker zu werden.
  3. Es gibt unterschiedliche Lerntypen – nein, gibt es nicht, zumindest gibt es keine Studie, die das belegt. Sollten Sie bei sich selbst eine bestimmte Stärke (also visueller, auditiver oder haptischer Typ) festgestellt haben, handelt es sich vermutlich um eine Self-Fulfilling-Prophecy. Müssen Trainer jetzt also nicht mehr alle Sinneskanäle ansprechen? Müssen sie doch, denn alle Menschen brauchen Abwechslung, um zu lernen, das mag unser Hirn.
  4. Wir haben bis zu 80.000 Gedanken am Tag – es gibt keine nachvollziehbare Erkärung für diesen Mythos, er ist rein spekulativ. Und irgendwie weiß ich auch nicht, welchen Nutzen diese „Weisheit“ hat.
  5. Das Unterbewusstsein versteht keine Verneinungen. Klar versteht es Verneinungen, wie man bei Hypnotisierten zeigen kann. Sie verstehen genau den „Auftrag“: „Du kannst deinen Arm nicht mehr bewegen!“. Es stimmt allerdings, dass wir ein bisschen länger brauchen, um Sätze mit Verneinungen zu verstehen, erst recht mit doppelten Verneinungen. Daher ist es durchaus sinnvoll, auf diese zu verzichten. 

Also: Wenn Sie beim nächsten Mal als Trainer oder Coach ihren Teilnehmern erklären, warum es besser ist, positiv zu formulieren, dann verzichten Sie besser auf die angeblich wissenschaftlichen Fundierungen ihrer Ratschläge – einer der Teilnehmer könnte den Beitrag in der managerSeminare gelesen haben. Vermutlich aber werden diese Mythen auch das überleben…

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert