INSPIRATION: Über den bemitleidenswerten Mittelmanager haben wir schon öfter berichtet. Nun erzählen drei von ihnen im Handelsblatt, wie es ihnen ergangen ist und welche Konsequenzen sie daraus gezogen haben.
Er hat es in der Tat nicht leicht. Wenn ganz oben mal wieder eine Entscheidung getroffen wurde, die von mangelnder Kenntnis der wahren Verhältnisse vor Ort zeugt, dann muss er diese Entscheidung vertreten, auch wenn er sie noch so unsinnig findet. „Nicht auszudenken, wenn der ganze Blödsinn von oben immer eins zu eins umgesetzt würde.“ wird Sprenger in dem Beitrag zitiert (Konstruktiver Ungehorsam). Aber was tun?
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Die eine Variante: Sich wehren und kundtun, was man von der Entscheidung hält. Das könnte allerdings bei mehrfacher Anwendung der Karriere abträglich sein. Und vermutlich selten zu einer Rücknahme der Entscheidung führen. Die andere: „Die Ansprüche beider Seiten gewissenhaft austarieren und beide Parteien nötigenfalls ein kleines bisschen betrügen.“ (R.Sprenger).
Genau das ist wohl auch die gängige Praxis. Da frisiert man die Kennzahlen ein wenig, um oben für Beruhigung zu sorgen. Und nach unten die die ganze Wahrheit sagen, um nicht zu viel Unruhe zu erzeugen. Ein doofer Job, oder? Wenn das häufiger passiert – was zu befürchten ist – dann ist der Mittelmanager ständig dabei, die auf einem Drahtseil zu balancieren.
Drei, die namentlich nicht genannt sein wollen, erzählen von ihren Erfahrungen. Im ersten Fall holte der Manager seine Führungscrew zusammen und beriet sich mit dieser, was zu tun sei. Schon mal gut, wenn man Mitstreiter findet. Trotzdem gab es viel Ärger bei den Mitarbeitern, dieser wiederum wurde vorsichtig an den Vorstand kommuniziert. Am Ende fand man eine flexible Lösung, die von allen mitgetragen werden konnte. Klingt gut, wobei man sich natürlich fragt, warum man nicht gleich das mittlere Management bei Problemen und Entscheidungen einbezieht, statt erst einmal für jede Menge Unruhe zu sorgen und dem mittleren Management schlaflose Nächte bereitet.
Die beiden anderen Fälle endeten damit, dass die Betroffenen irgendwann das Unternehmen verließen und als Fazit hier feststellen, dass es im Grunde nur zwei Optionen gibt: Mitmachen oder die Notbremse ziehen und gehen. Vermutlich aber hätte man beide wohl kaum dazu bekommen, über ihre Erfahrungen zu berichten, wenn sie nicht gekündigt hätten. Die Zahl der Fälle, bei denen die mittleren Führungskräfte weiter schlaflose Nächte verbringen, dürfte immens sein.