18. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Wer hat Angst vor ESG?

KRITIK: Nachhaltigkeit scheint (HR-)Manager vor allem in Stress zu stürzen. Denn es droht den Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden in Kürze die Berichtspflicht. Und offenbar sind die wenigsten darauf vorbereitet. Na, sowas!

Ein neues „ESG-HR-Barometer“, das in Kooperation des Instituts für Personalforschung der Hochschule Pforzheim mit dem Personalmagazin aufgesetzt wurde, soll Status und Kompetenz von HR im Bereich Sustainability zeigen. Es wurden 232 Unternehmensvertreter:innen befragt (Keine Zeit mehr zu zaudern). Und was sind die Ergebnisse? Nun, wie zu erwarten, ziemlich ernüchternd. Fast die Hälfte der Unternehmen wird in sechs Monaten berichtspflichtig gemäß der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), doch lediglich sechs Prozent fühlen sich gut vorbereitet: Der übliche Wahnsinn in Unternehmen, der nach brutalem Troubleshooting schreit.


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Stresssymptome zuhauf

Eigentlich handelt es sich um genuine HR-Themen, zu denen demnächst Antworten in Form von Kennzahlen fällig werden: Diversity, Equal Pay, Gesundheitsmanagement, Personalentwicklung und Arbeitsbedingungen. Das dürfte doch nicht so schwer sein, könnte man meinen. Doch es treibt den Verantwortlichen offenbar hektische rote Flecken ins Gesicht. Schaut man genauer hin, handelt es sich dabei lediglich um sogenannte S-Themen. Also „Social“-Themen aus der Nachhaltigkeits-Trias ESG (Enviroment, Social, Government). Und was drückt am meisten? Das Thema Compliance-Orientierung. Schon seltsam, denn das Thema ist nun auch nicht neu. Warum also die Panik?

Weil es den HR-Abteilungen an Personal und Zeit fehlt. Und an Kompetenzen – so die Studienautorinnen. Zudem braucht es eine strategische Linie und damit auch eine Positionierung: Wer hat wo den Hut auf? Wer muss mit wem kooperieren? Doch das wäre dann schon die hohe Kunst, solche Fragen aufzuwerfen und Antworten zu bekommen oder zu geben. Viele verzweifeln gerade noch daran, überhaupt die nötigen Daten zusammen zu suchen. Die Autoren postulieren daher vier Rollen – mit steigendem Kompetenzlevel.

4 Rollen für HR

„Diese vier Rollen lassen sich zwei Clustern zuordnen: den ‚Supportern‘ und den ‚Shapern‘.“ Das klingt doch schon mal ungeheuer wichtig. Meint aber bloß, dass die ersten beiden noch „im System“ arbeiten, die anderen beiden aber schon „am System“. Auch wieder so ein modisches Geplapper – offensichtlich mal im systemischen Kontext aufgeschnappt, aber nur halb verstanden. Nun gut, hier die Rollen (Die passende Rolle finden):

  • Supporter: Er liefert – zumeist anderen – Zahlen. „Etwa drei Viertel der Befragten gaben an, dass HR die Rolle des verlässlichen Data Delivery Hero erfüllt.“
  • Reaktiver Silo-Aktivist: HR liefert nicht nur Daten, „sondern setzt darüber hinaus inhaltliche Impulse für HR-Maßnahmen auf einer operativen Ebene“. Sie verfügt zwar über analytische Kompetenz, verlässt das HR-Silo aber meist nicht.
  • Mitdenkender Strategiebegleiter: HR initiiert nicht nur ESG-Maßnahmen, sondern führt sie auch durch und verantwortet sie. Dazu muss man über den Silorand schauen und integrativ arbeiten.
  • ESG-Architekt: Diese Rolle beschäftigt sich mit der Organisationskultur und versteht sich als Nachhaltigkeitsbroker. Das erfordert Transformationskompetenz.

Ist das nicht beeindruckend? Mir hat es glatt den Atem verschlagen angesichts dieser elaborierten Typologie. Da fehlen dann bloß noch Farben: Gelber, orangener, grüner, schwarzer Gürtel.

Was HR jetzt braucht

Unter dieser Zwischenüberschrift resümieren die Autorinnen nun darüber, wie man sich da im Unternehmen geschickt hocharbeiten könnte: Dürfen, können, wollen … Arme HR-Menschen, die man da als Kellerkinder all die Jahre übersehen hat!

Aber es gibt noch eine Pointe zum Schluss: „Die ESG-Berichtspflicht scheint für HR derzeit vor allem eines zu sein: ein Bürokratiemonster,das mehr lähmt als antreibt.“ Werden da vielleicht Erinnerungen wach an die Einführung von Qualitätsmanagement in Unternehmen? Die meisten Protagonisten dürften zu jung sein, um sich an die 1990er-Jahre zu erinnern. Und wie lautet nun die Empfehlung der Autoren? „Nehmen Sie sich des Bürokratiemonsters an, geben Sie ihm ein neues Gesicht und nutzen Sie es als strategische Chance!“ – Na, dann mal ran und durch den Griesbrei gefressen … Wir werden das beobachten, ob ESG ein scharfes Schwert (ESG – Schluss mit lustigem Greenwashing) bleibt.

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