5. Februar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Workplace-FOMO

INSPIRATION: Wenn in Besprechungen die Teilnehmer zum Smartphone greifen oder die Tastatur ihres Laptop bearbeiten, dann mag das in einigen Teams üblich und akzeptiert sein. Aber fördert das auch die Zusammenarbeit? Oder brauchen Unternehmen eine „mobile Etikette“?

In einer Studie wurden 234 Personen zu ihrer privaten und beruflichen Smartphone-Nutzung befragt. Ein immer wieder amüsantes Detail: Gefragt, ob sie selbst sich gestört fühlen, antworten 87%, dass sie die Nutzung des Smartphones durch andere als störend empfinden. Hingegen sagen 59%, dass bei eigener Nutzung keine Aufmerksamkeit verloren geht. Will heißen: Wir fühlen uns schon missachtet und unterbrochen, wenn andere auf ihr Handy schauen, aber glauben nicht, dass es die Kommunikation beeinträchtigt, wenn wir es selbst tun.


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Soviel erst mal zum Unterschied zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung. Noch eine Zahl, die beeindruckt: 87% erklären, dass sie beim letzten sozialen Event ihr Smartphone genutzt haben. Und warum nutzen wir die Geräte, wenn wir mit anderen zusammen sind? 64% geben an, Informationen abzurufen, die auch für die anderen von Nutzen sind. 86% verschicken Informationen über das Treffen an nicht Anwesende, z.B. Textnachrichten per WhatsApp oder SMS, Fotos oder gar Videos, gerne auch in sozialen Netzwerken. Wir erzählen also anderen, was sich tut, während wir es tun…

Eine letzte Zahl: 45% finden es in Ordnung, wenn beim Restaurant-Besuch das Smartphone zum Einsatz kommt, beim Abendessen mit der Familie wird es kritischer gesehen.

Nun denn – was folgt aus all dem? Die Autoren empfehlen, sowohl privat als auch im Unternehmen Spielregeln aufzustellen oder zumindest den Umgang mit dem Smartphone zum Thema zu machen. Die passenden Fragen lauten:

Wollen wir während unserer Meetings E-Mails beantworten?

Darf man während einer Diskussion parallel im Internet zum Thema recherchieren?

Ist die Beantwortung von WhatsApp-Nachrichten während der Treffen angemessen?

Ist das Tool „WhatsApp“ überhaupt ein Mittel der Kommunikation im Unternehmen (in der Familie??)

Welche Inhalte eignen sich für WhatsApp, welche für Mails und wo wird die Grenze gezogen? Wann ist ein Telefonat sinnvoller?

Wie schnell müssen Whatsapp-Nachrichten, wie schnell müssen Mails beantwortet werden?

Ich würde gerne noch ergänzen, dass vor allem der Umgang mit Nachrichten in Gruppen-Chats geklärt werden sollte: Nichts ist nervender als mit Textnachrichten in einer Gruppe belästigt zu werden, die mich gar nichts angehen.

Tatsächlich kann man die Diskussion über diese Fragen nur dringend empfehlen. Klare und eindeutige Antworten hierauf gibt es nicht, da muss sich jede Gruppe bzw. Organisation ihre eigenen Regeln schaffen. Wäre mal ein eigenes Thema für die Ideenfabrik oder ein Webinar…

Es gibt aber noch einen Aspekt, der zu denken gibt. Immer mehr Menschen haben das Telefonieren verlernt bzw. haben Hemmungen zu telefonieren (Colbert u.a. 2016). Stattdessen steigen sie auf schriftliche (Kurz)Nachrichten um. Eine Erklärung, die mir nachvollziehbar erscheint: Sie fürchten, je nach Äußerung des Gesprächspartner nicht schlagfertig genug zu sein. 

Ich denke, es ist in der Tat eine seltsame Entwicklung: Die schriftliche Schnell-Kommunikation ist ähnlich unmittelbar wie ein Gespräch, aber gibt den Beteiigten die Möglichkeit, erst nachzudenken, ehe sie antworten. Man könnte meinen, das sei ein echter Vorteil – und das dürfte sogar manchmal zutreffen. Andererseits: Wenn wie dadurch verlernen, miteinander zu reden oder ein Gespräch fürchten, dann wird es schräg.

Ach ja: Was heißt denn „Workplace-FOMO“? Fear Of Missing Out: Die Angst, auch in der Freizeit wichtige Inhalte und Informationen aus dem Job zu verpassen. Noch mehr Stress… 

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