INSPIRATION: Von der Arbeit zum Spiel – könnte man tatsächlich das tägliche Tun als „Spielen“ begreifen? Wäre das eine Chance, um Kreativität und Potenziale zu wecken? Und wenn ja -wie fängt man das an? Spannender Ansatz, den ich bei einem Philosophen im Coaching Magazin gefunden habe. Christoph Quarch erklärt dort (Lasst uns spielen!), dass es neben den drei Formen von Arbeit (klassische Arbeit zum Zweck des Lebensunterhaltes, Arbeit im Sinne von Produktion von Gütern und das Handeln – gemeint ist das Managen des täglichen Lebens, oder eben auch von Unternehmen) noch eine weitere „Tuns-Form“ gibt.
Die genannten Formen des menschlichen Daseins prägen bis heute unser Denken. Und Heerscharen von Beratern haben die Verantwortlichen mit „Tools überschwemmt, die allesamt in Aussicht stellen, deren Funtionalität und Produktivität zu steigern.“ Dabei richteten sie einen Kollateralschaden an, nämlich die „völlige Ausdörrung der Ressourcen Kreativität und Innovationsfähigkeit„. Was zunehmend problematisch wird, wenn nun Roboter und Computer das Produzieren und vermutlich auch das Managen übernehmen. Was bleibt dann noch für uns, den Menschen?
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Quarch verweist auf die weitere Spielart menschlichen Verhaltens: Das Spiel. Das Gehirn mag Spiele, es läuft dabei zu Höchstform auf. Nicht dass nun jemand auf die Idee kommt, damit sei Gamification gemeint – hiermit sind lediglich klassische Prozesse gemeint, die als Spiele getarnt daher kommen. Oder Spiele werden für fremde Zwecke instrumentalisiert. Denn, und das ist wirklich wahr: „Spiele sind zweckfrei!“ Wir spielen um des Spielens willen. Das Ziel ist immer, gut zu spielen. Wer gut spielt, dem macht auch eine Niederlage nichts aus, denn dann hat der andere besser gespielt.
Als Beispiel wird hier das Casino genannt. Dorthin ging man früher in feiner Garderobe, so wie zu einem Ball oder in die Oper. Weil der Zweck das Spiel war, die Unterhaltung, der Spaß. Heute sind viele Casinos „Orte der vemeintlich billigen Gelderwerbs„.
Spiele zeichnen sich neben der Zweckfreiheit dadurch aus, dass sie Grenzen brauchen – z.B. das Spielfeld. Oder die Grenze, wo die „Nicht-Spiel-Welt“ beginnt (darauf komme ich noch mal zurück). Oder die zeitliche Grenze, wann das Spiel endet.
Dann brauchen Spiele Regeln. Und sie brauchen Mitspieler – wobei auch Zuschauer Mitspieler sind. Die Mitspieler geben dem Spiel den eigentlichen Reiz: Sie machen den Spielverlauf unvorhersehbar. Wir wissen nicht, was sich der andere einfallen läst. Mag sein, dass Computer das schon ganz gut imitieren können, aber werden sie je so unberechenbar sein wie der Mitspieler Mensch?
Also: Statt in Training, Beratung und Coaching „bereits zu Tode optimierte Prozesse und Menschen weiterhin zu optimieren„, sollte man die Kreativität wieder zum Leben erwecken, und das eben mit Spielen. Der Philosoph und Coach stellt zwei Beispiele aus seiner Beratungspraxis vor (Gemeinsam Musizieren und Improvisationstheater) sowie eines aus dem Coaching (Einstudieren der Rede Mark Antons aus „Julius Cäasar“). Solche Spielsituationen sollen die vermisste Kreativität freisetzen, die Erfahrung ins Körpergedächtnis einprägen.
Ich gestehe, dass ich von den Beispielen enttäuscht bin. Solche Workshop- und Cochingmethoden sind ja alles andere als neu, und Spiele haben im Seminarbetrieb schon lange einen festen Platz.
Ich frage mich, ob man nicht „Arbeiten“ überhaupt als „Spiel“ begreifen könnte – zweckfrei, innerhalb vo Grenzen, nach Spielregeln und mit Mitspielern. Einfach nur, um „gut“ zu spielen bzw. gut zu sein. Könnte ein Unternehmer so etwas als Losung ausgeben: „Ich begreife das, was wir tun, als Spiel. Lasst uns kreativ sein, Tag für Tag versuchen, besser zu sein!“ Also nicht den Blick auf Kennzahlen, Prozessoptimierungen, Effezienzprogramme richten. Keine Anreizsysteme, kein Gamification – wirklich Unternehmertum als Spiel begreifen.
Gibt es sowas? Oder ist Spielen tatsächlich immer eine Ausnahme, für die der Raum und die Zeit zur Verfügung stellt werden (z.B. im Workshop, im Coaching), es am Ende aber wieder in die „Nicht-Spiel-Welt“ zurückgeht? Vielleicht sind wir nur noch nicht so weit – trotz der Übernahme des Arbeitens, Produzierens und Managens durch Computer und Roboter.