PRAXIS: Beim Aufräumen alter Seminarunterlagen bin ich auf diese wundervolle Übung gestoßen. Dabei werden Seminarteilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe agiert nach bestimmten Regeln und Beobachter der anderen Gruppe müssen herausfinden, welche Regeln dies sind. Nicht nur sehr unterhaltsam, sondern auch mit garantierten Aha-Erlebnissen. Gut geeignet für interkulturelle Trainings, aber sicherlich auch bei größeren Veränderungsprojekten, Zusammenschlüssen von Unternehmen oder Unternehmensteilen.
Die Gruppen halten sich in zwei verschiedenen Räumen auf. Jede Gruppe erhält zunächst ihre Spielregeln, die dann mit Hilfe des Trainers einstudiert werden. Wenn das Verhalten reibungslos funktioniert, entsendet jede Gruppe einen Beobachter in die andere Gruppe. Diese haben dann fünf Minuten Zeit herauszufinden, welche Regeln in dieser Kultur gelten. Dann kehren die Beobachter in ihre Gruppe zurück und erzählen, was sie herausgefunden haben. Die Erkenntnisse werden stichpunktartig auf einem Flipchart festgehalten, wobei die Frage lautet: „Was sind die Vor- oder Nachteile der anderen Kultur?“
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Anschließend werden zwei neue Beobachter ausgetauscht, diese haben noch einmal zwei Minuten, um weitere Regeln zu erforschen. Auch deren Erkenntnisse werden dann in der eigenen Gruppe vorgestellt. Im dritten Durchgang dürfen jeweils zwei Beobachter die andere Gruppe besuchen, sie haben ebenfalls zwei Minuten Zeit, weitere Forschungen anzustellen.
Am Ende werden die gesammelten Ergebnisse in der Gesamtgruppe ausgetauscht und diskutiert, wo man Vergleichbares im Alltag erlebt hat, z.B. mit Kollegen aus anderen Kulturkreisen oder auch im privaten Umfeld, welche Konsequenzen Mutmaßungen oder vorschnelle Schlüsse man da angestellt hat. Spannend sind auch die Erfahrungen, die man bei der Weitergabe von Informationen über andere Kulturen macht und wie diese dann das weitere Sammeln von Informationen beeinflussen.
Als Material werden zwei Flipchart-Ständer mit Papier und Stiften sowie Spielkarten und Klebeband benötigt.
Die Spielregeln für die Ba-Kultur
- Die Bas reden ausschließlich über die Familie, vor allem über die Gesundheit. Beginnt jemand mit einem anderen Thema, geht die Gruppe auseinander.
- Es gibt einen Ältesten, der nur von Frauen angesprochen werden darf. Diese dürfen ihn nicht anschauen, sondern senken den Kopf, während er mit ihnen spricht.
- Frauen dürfen nur mit Männern reden, wenn sie von diesen zuerst angesprochen wurden.
- Jedes Gespräch beginnt mit der Frage nach der Gesundheit des Ältesten.
- Wenn sich zwei Mitglieder unterhalten, legen die Männer ihre Hand auf die linke Schulter des anderen Mannes, den Frauen auf die rechte Schulter.
- Männer haben die Aufgabe, die Frauen vor Fremden sanft, aber bestimmt zu schützen.
Die Spielregeln der Fa-Kultur
- Die Fas bilden ständig Kleingruppen, die sich in Kreisen aufstellen. Sie werden von Einzelnen immer wieder verlassen, die sich dann zu anderen Kreisen gesellen.
- Kommt ein Neuer in einen Kreis, wird er von den anderen begrüßt, indem er beschimpft wird.
- Reagiert der Neue irgendwie, egal wie, wird er aus der Gruppe herausgeführt, aber nach kurzer Zeit auch wieder hineingelassen.
- Nach der Begrüßung summen die Mitglieder der Kleingruppe, der Neuling darf aber nicht mitsummen, sonst wird er ebenso wieder hinausgeführt.
- Die Fas sind sehr verspielt, sie tragen Spielkarten mit sich herum, die sie ohne irgendwelche Regeln oder System ständig austauschen.
- Es gibt einen Ältesten, diesem kleben die anderen aus Respekt Spielkarten auf den Rücken. Dabei bildet die Karten die Form eines Smilies. Klebt jemand eine Karte falsch, wird er weggeführt, darf aber nach kurzer Zeit wieder dazustoßen.
Wichtig ist, dass die beiden „Kulturen“ ihre Regeln gut eingeübt haben, bevor die Beobachter ausgetauscht werden.