KRITIK: Wenn die kostenlosen Konferenzkekse und die Obstteller verschwinden, das Reisebudget zusammengestrichen wird und auch ansonsten die Krisensignale zunehmen, wird es Zeit, sich auf einen Wechsel vorzubereiten. Dem Unternehmen die Treue zu halten, lohnt sich in der Regel nicht. Laut einer Umfrage sind Menschen, die ihren Arbeitsplatz aufgrund einer Insolvenz des Arbeitgebers ihren Job verlieren, länger arbeitslos als jene, die aus anderen Gründen arbeitslos werden (In Lauerstellung). Und sie müssen mit weniger Gehalt vorlieb nehmen, wenn sie dann wieder eine Stelle gefunden haben.
Offenbar werden sie mitverantwortlich gemacht nach dem Motto: Wer bei einem Unternehmen gearbeitet hat, das pleite gegangen ist, wird wohl nicht ganz unbeteiligt gewesen sein. Auch wenn das Blödsinn ist, aber irgendeinen Makel trägt man mit sich herum. Könnte auch sein, dass man sich fragen lassen muss: Wieso sind Sie denn geblieben, wenn doch klar war, dass es zu Ende geht? Sind Sie wenig mobil? Oder nicht voraussschauend genug? Oder vielleicht so wenig interessiert an dem Zustand des Arbeitgebers, dass sie nur auf ihre Tätigkeit geachtet haben?
Wenn man die Krise riecht
Was also tun, wenn man feststellt, dass es nicht mehr rund läuft im eigenen Unternehmen? Sich zügig um ein Zwischenzeugnis kümmern, bevor die eigenen Vorgesetzten selbst die Flucht ergreifen. Und dann die Bewerbungsunterlagen aktualisieren, sich also in Position bringen. Meist ist es ja lange her, dass man den eigenen Lebenslauf auf den neusten Stand gebracht hat und mal über die eigenen Stärken und Schwächen nachgedacht hat.
Und selbst wenn es sich nur um eine kurze Flaute handelt und das Schiff nicht untergeht: Im Zweifel dennoch gehen, denn die Treue wird selten belohnt. In dem Beitrag der Wirtschaftswoche wird von einem Filialleiter berichtet, der sich für seine Mitarbeiter verantwortlich fühlte und alle Anstrengungen unternommen hat, seinen Bereich in Schuss zu halten. Er konnte auch schöne Erfolge vorweisen dank größter Anstrengungen – genutzt hat es nichts. Bitterer Satz: „Wenn der einzige, der diese Treue belohnen könnte – nämlich der frühere Arbeitgeber – nicht mehr existiert, bringt sie einem herzlich wenig.“
Und woran erkennt man eine Krise, außer dass Obst und Kekse gestrichen und Dienstreisen eingeschränkt werden? Wenn offene Stellen mit Aushilfskräften besetzt werden, Mitarbeiter aus der Finanzabteilung gehen oder gekündigt werden, die Branchenpresse negativ berichtet, die Führungspositionen mit drittklassigen Bewerbern besetzt werden. Wenn die Geschäftsleitung eine Gewinnwarnung herausgibt, dürfte es schon zu spät sein …