21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Fehlende Belege

INSPIRATION: Ein schöner Ansatz – die PERSONALquarterly überprüft Schlagzeilen auf ihre empirische Evidenz. In der Ausgabe 4/22 hat sie sich mit dem Thema „4-Tage-Woche“ auseinandergesetzt mit der Frage, ob es Belege dafür gibt, dass Menschen in vier Tagen genauso viel leisten wie in fünf. Ob man also eine Produktivitätssteigerung erwarten kann (Produktiver durch eine Viertagewoche?).

Die Autorin greift drei Schlagzeilen auf (FAZ-NET, Wirtschaftswoche und Der Tagesspiegel), Anlass ist unter anderem ein groß angelegter Versuch in England (4 Day Week Campaign). Dabei erhalten 3.300 Mitarbeitende aus 70 Organisationen ein halbes Jahr lang die Möglichkeit, bei gleichem Gehalt vier Tage die Woche zu arbeiten. Ich finde es großartig, dass solche Versuche gestartet werden statt ideologisch an die Sache heranzugehen. Und ich finde es auch höchst sinnvoll, zwischendurch mal auf den aktuellen Forschungsstand zu schauen.


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Was sagt die Wissenschaft?

Also: Es gibt Daten einer Metaanalyse, die sich mit Studien zu flexiblen Arbeitszeiten beschäftigte. Demnach ging es also nicht um kürzere Arbeitszeiten, sondern darum, dass Menschen zu unterschiedlichen Zeiten am Tag arbeiten. Hier fand man einen Anstieg der Produktivität.

Anders sieht es bei einer Metastudie aus, die Studien analysierte, bei denen komprimierteres Arbeiten untersucht wurde, also z.B. nach wie vor 40 Stunden, aber diese verteilt auf vier Tage. Hier zeigte sich kein Anstieg der Produktivität. Wobei es wohl in beiden Fällen nicht so eindeutig war, es kommt darauf an, wer diese Einschätzung vornimmt – die Mitarbeitenden selbst oder die Führungskräfte. 

Es gibt Unternehmer, die diese Frage für sich schon eindeutig entschieden haben. Bei ihnen arbeiten die Mitarbeitenden an vier Tagen die Woche, dafür aber jeweils länger. Einfach, weil es praktisch ist, so bei einem Monteurbetrieb, bei dem die Anfahrt zu den Kunden täglich viel Zeit in Anspruch nimmt. Also sind seine Monteure nur noch an vier Tagen vor und haben freitags frei. Mit der Folge, dass die Planbarkeit verbessert wurde, die Fluktuation ist geringer und über Fachkräftemangel beklagt sich der Chef auch nicht (Der Charme des freien Freitags). Ähnliche Erfahrungen macht ein Sanitärbetrieb, wo man sogar die Arbeitszeit reduzierte. Dort sank der Krankenstand, die Produktivität stieg. Keiner will mehr zurück zur 5-Tage-Woche.

Es braucht noch mehr Forschung

Allerdings, und das ist die Kernbotschaft, gibt es noch keine Meta-Studie zur Wirkung der 4-Tage-Woche. Lediglich Hinweise aus einzelnen Experimenten, wobei dort schon deutlich wird, dass der Effekt von vielen Faktoren abhängt. Man kann davon ausgehen, dass Zustimmung der Mitarbeitenden und Ausmaß an Eigenverantwortung eine Rolle spielen, aber auch die Gestaltung der Prozesse oder die Branche bzw. die Art der Tätigkeit. Ist ja auch nachvollziehbar: Wie viel produktiver kann eine Pflegekraft sein, wenn sie an vier statt an fünf Tagen arbeitet? Schafft sie dann mehr in weniger Zeit? 

Ein ganz wichtiger Aspekt: Wie steht es um Stressempfinden und Gesundheit der Mitarbeitenden? Einerseits ist denkbar, dass Menschen, die in weniger Zeit das Gleiche leisten sollen, deutlich stärker belastet sind und der zusätzliche freie Tag das kaum ausgleicht.  Andererseits: Dort, wo man nun mal gar nicht mehr schaffen kann, könnte es ja auch sein, dass die Menschen seltener krank werden und so die Produktivität steigt.

Ein Fazit: Während die einen fleißig forschen, sollten Unternehmen „gesunde und wertschätzende Arbeitsbedingungen schaffen„, das sei der deutlich vielversprechendere Ansatz, sagt Jutta Rump. Was sie nicht davon abhalten sollte, je nach Lebensphase auch Anpassungen der Arbeitszeit zu ermöglichen. Dem kann man nur zustimmen.

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