23. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Film ab

PRAXIS: Unterschiedliche Sichtweisen beruhen auf unterschiedlichen Perspektiven. Das ist uns vielleicht in der Regel bewusst, aber im Streit vergessen wir das sofort. Die Metapher „Film“ hilft dabei, gemeinsam die Perspektiven zu wechseln. Mit einem sehr schönen Einstieg für den erfahrenen Mediator.

Es gibt da eine Skulptur des japanischen Künstlers Shigeo Fukuda, die in einem Park in Tokio steht. Sie zeigt einen Pianisten am Flügel. Aber wenn man aus einer anderen Richtung auf sie zugeht, erkennt man einen Geiger. Der Autor in der Zeitschrift für Konfliktmanagement (Lernen von Filmemachern) nutzt das Bild, um in eine Mediation einzusteigen.


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Eine Geschichte als Einstieg in die Mediation

Dann erzählt er folgende Geschichte: Ein junges Paar hat sich zu einem ersten Treffen an diesem Denkmal verabredet. Sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen, begegnen sich mit etwas größerem Abstand und unterhalten sich. Wie, so die Frage des Mediators, mag wohl das romantische Treffen weiter verlaufen, wenn einer von beiden sagt: „Welch‘ anmutige Darstellung eines Flügelspielers!“ Die Antwort lässt er offen, ebenso den möglichen Ausgang des Rendezvous. Sie weiter zu erzählen, ist auch nicht nötig, denn, so berichtet er, nach zögerlichem Einstieg kommen die ersten humorvollen Kommentare. Danach kann die Arbeit mit den unterschiedlichen Perspektiven des Problems beginnen.

Die eigentliche Idee ist jedoch, den Film als Metapher zu nutzen kann. Hier können verschiedene Perspektiven angesprochen werden:

  1. Der ungetrübte Blick nach innen, der für innere Klarheit sorgt und damit die Voraussetzung für die äußere Konfliktklärung darstellt.
  2. Der Blick von oben, aus der Ferne oder der Nähe (räumliche Perspektive). Aus größerer Entfernung erkennt man viel besser die Zusammenhänge und Abhängigkeiten.
  3. Die zeitliche Perspektive – wir können den Blick auf die Vergangenheit richten (wie ist es dazu gekommen?), auf die Gegenwart (was ist zu tun) oder auf die Zukunft (Welche Bedeutung wird die Situation in einem Monat haben? Wie werden Sie dann wohl darüber denken und fühlen?)

Wie nutzt man nun die Filmmetapher? Eine Möglichkeit ist, die Konfliktparteien zu bitten, die Sicht des anderen einzunehmen. Da das für gewöhnlich alles andere als leicht ist, könnte man sie bitten, sich eine imaginäre Kamera auf die Schulter zu setzen und zu beschreiben, was sie dann wahrnehmen. Die Kamera schafft etwas mehr Distanz.

Oder wie wäre es mit der Metapher des Drehbuchautors? Sich vorzustellen, dass man das Drehbuch der Geschichte verfasst, Nebenstränge einbaut, die Sichtweise der unterschiedlichen Akeure beschreibt bis hin zu: Übernehme ich die Regie und bin nicht hilflos der Situation ausgesetzt, kein Opfer, sondern Gestalter der eigenen Geschichte?

Noch eine Metapher – der Schnitt. Dieser hat einen entscheidenden Einfluss auf die Wirkung eines Films. Der Mediator und die Konfliktparteien entscheiden gemeinsam, wann welche Perspektive eingenommen wird, wo ein Schnitt erfolgt: Die eigene Sicht – Schnitt – die andere Sicht – Schnitt – Blick zurück – Schnitt – Fokus auf den Augenblick (wie geht es jedem jetzt?) – Schnitt – Blick auf das große Ganze – Schnitt – Blick auf Details – Schnitt – Blick in die Zukunft usw.

Und am Ende steht das Happy End …

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