3. Februar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Große Ziele setzen

REZENSION: Rainer Zitelmann: Setze dir größere Ziele: Die Geheimnisse erfolgreicher Persönlichkeiten. REDLINE 2018

Im Anschluss an die sehr gelungene wissenschaftliche Untersuchung der “ Erfolgsrezepte der Superreichen“ von Rainer Zitelmann interessierte sich der Rezensent auch für sein stärker populär geschriebenes Buch zu einer eng verwandten Fragestellung: „Die Geheimnisse (= Erfolgsfaktoren) erfolgreicher Persönlichkeiten“. Erfolg wird dabei ausdrücklich im weiteren Sinne verstanden, allerdings liegt es auf der Hand, dass die meisten besonders Erfolgreichen dabei auch [sehr] reich geworden sind. Somit schließt sich dann der Kreis zum erstgenannten (allerdings später veröffentlichten) Buch direkt schon wieder.

Wenn man das hier vorgestellte Werk – in unzulänglicher Weise – auf ein „Rezept-Kochbuch“ reduzieren würde, lassen sich die „Erfolgszutaten“ aus den Kapitelüberschriften ableiten:

  1. Sich größere Ziele setzen (zum Beispiel: Nicht drei oder fünf Kilo abnehmen wollen, sondern dauerhaft zu einer Wunschfigur zu gelangen)
  2. (Selbst-)Vertrauen durch pro-aktives Netzwerken mit relevanten Entscheidungsträgern gewinnen
  3. Probleme und Rückschläge bis hin zum regelrechten Scheitern als Herausforderungen wahrnehmen und sich dadurch nicht entmutigen lassen
  4. Sich auf Chancen und Kernkompetenzen fokussieren, wie Reinold Messner sich seit früher Kindheit nur auf das Bergsteigen, Boris Becker auf das Tennisspielen und Oliver Kahn auf das Torwartspiel konzentriert haben – samt „Tunnelblick“ während des Spiels;
  5. Den Mut, anders zu sein und dabei unabhängig zu denken bzw. zu agieren, ohne „systemunverträglich“ zu werden
  6. Viele besonders Erfolgreiche können im zwischenmenschlichen Umgang keineswegs als „everybody’s darling“ bezeichnet werden, sondern fallen vielmehr auf durch ausgesprochen „kantiges“ = forderndes bis hin zu aggressivem Verhalten mit hoher Durchsetzungskraft. Daraus abgeleitet sollte jeder – unabhängig vom Ausgangsniveau der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur – sich eine angemessene Konfliktbereitschaft und –fähigkeit entwickeln und dabei lernen, kein „Nein!“ bzw. „unmöglich“ zu akzeptieren, insbesondere nicht im Vertrieb oder von skeptischen Mitarbeitern
  7. Sich (schriftlich!) klare Ziele zu setzen und diese mit Ausdauer zu verfolgen, dabei gleichzeitig experimentierfreudig und flexibel zu bleiben
  8. Sich niemals mit dem Erreichten zufrieden zu geben, sondern mit viel Begeisterungsfähigkeit und Selbstdisziplin immer weiter nach Perfektion zu streben
  9. Die ultimative Geschäftsidee finden (Beispiel „Levi’s Nieten-Jeans“ oder „Facebook“). Dabei zeigt sich allerdings regelmäßig, dass die besonders Erfolgreichen oft gar nicht die eigentlichen Erfinder des Ursprungsproduktes waren, dieses – und sich selbst – nur ausgesprochen erfolgreich vermarkten konnten. Im Anschluss gilt es, effizient und schnell zu agieren, insbesondere schneller als die Konkurrenz zu sein
  10. Hoch ausgeprägte Selbstdisziplin und –organisation samt Pünktlichkeit und konsequente Delegation, dazu viel Wert legen auf ein angemessenes Maß an Spannung = Arbeit / Leistungsbereitschaft und Entspannung, um dem typischen „Burn-out“-Symptomen vorzubeugen, darin eingeschlossen ein ausdrückliches Plädoyer samt kurzer „Bedienungsanleitung“ für Autogenes Training.

In dieser Form kann keiner dieser Einzelpunkte den Anspruch erheben, als ausgesprochen innovativ oder gar revolutionär zu gelten. Anderseits würde dem Werk Unrecht getan, wenn es daher unmittelbar auf den dicken Stapel der Trivial-Erfolgsliteratur verbannt würde. Denn zum einen gebührt dem Autor das Verdienst, diese Einzelpunkte gewissenhaft aus einer Fülle an Literatur gefiltert – quasi „herausdestilliert“ – zu haben, was ja schon eine gewisse Errungenschaft darstellt. Dazu gibt er sich viel Mühe, unnötige Platitüden zu vermeiden.

Vielmehr vermittelt er das Gesagte stets anhand einer Vielzahl an konkreten Beispielen erfolgreicher Persönlichkeiten wie Arnold Schwarzenegger, Madonna, oder auch Firmengründern wie Axel Springer oder Beate Uhse. Dazu erzählt er mehr oder weniger bekannte Unternehmensstories, die dann den jeweiligen Aspekt verdeutlichen. Diese „Plauderei mit name-dropping“ kann dabei schon reichlich als „Geschmackssache“ wahrgenommen werden. Auch sind nach Meinung des Rezensenten die Proportionen der „Erfolgsmodelle“ zu stark in Richtung schon zuvor viel analysierter Unternehmer-Tycoone wie Rockefeller, Kamprad (IKEA), Schultz (Starbucks), Welch, Jobs, Gates oder Buffet verschoben zulasten weniger bekannte Unternehmensgrößen aus der zweiten Reihe mit vielleicht relativ ähnlichem Erfolg, aber etwas geringerer Strahlkraft nach außen.
Insofern mischt sich für den Leser der Unterhaltungswert mit der Möglichkeit zur individuellen Selbstreflexion, je nach Bedarf und Intensität. Denn – wie auch immer – gestalteter Erfolg ist schließlich für jede(n) erstrebenswert, einschließlich der Wege dorthin.

Dabei macht das Buch auch deutlich, dass viele Erfolgsfaktoren einen fortgesetzten Balanceakt erfordern, zum Beispiel bei diametralen Themen wie konsequente Zielverfolgung versus Flexibilität, perfektionistischer Ergebnishunger samt chronischer Unzufriedenheit versus Life-Balance / Ausgleich in Verbindung mit einer intakten Fehlerkultur oder Anders / unabhängig sein und Anpassungsbereitschaft (wobei gerade Letztgenannte bei den besonders Erfolgreichen eher schwächer ausgeprägt zu sein scheint). Dabei liegt es auf der Hand, dass Etliche genau die gleichen Erfolgsfaktoren beherzigt haben mögen, ohne am Ende Milliardär oder Showstar geworden zu sein. Auch fällt es deutlich schwerer, Erfolg auf hohem Niveau zu halten, als ihn einmalig zu erzielen. Und was dann genau Erfolg für einen selbst bedeutet, muss ohnehin als Allererstes geklärt werden… 

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