INSPIRATION: Die Empfehlung der Motivationsgurus kennt man: Wer sein Hobby zum Beruf macht, braucht nie mehr zu arbeiten. Klingt logisch: Wenn ich für das, was ich gerne tue, auch noch Geld bekomme – was kann mir Besseres passieren? Kann man so sehen, aber es gibt auch eine andere Seite.
Die Wirtschaftswoche hat dem Thema einen längeren Beitrag gewidmet (Die Rückkehr des Hobbykellers). Laut einer Metaanalyse der amerikanischen Purdue-Universität von 37 Studien mit insgesamt fast 12.000 Teilnehmern sind Menschen, die in ihrer Freizeit einem Hobby nachgehen, zufriedener in ihrem Beruf. Das wirkt sich positiv auf ihre Leistung aus. Sie finden eher Lösungen für berufliche Probleme und können auch besser von der Arbeit abschalten. Vor allem kreative Hobbys haben hier einen positiven Einfluss.
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Eine britische Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach sind Menschen, die ein Hobby ernsthaft betreiben, „gesünder, produktiver und glücklicher“. Allerdings galt wohl eine Einschränkung: Das Hobby sollte nicht der Tätigkeit im Job ähneln. Dann nämlich benötigt es ähnliche Ressourcen wie die Arbeit, das erschwert die Regeneration.
Wenn der Spaß flöten geht
Sobald man nun die geliebte Tätigkeit zum Beruf macht, ist es vielleicht vorbei mit dem Enthusiasmus. Dann nämlich muss man damit plötzlich seinen Lebensunterhalt verdienen, und der Spaß geht flöten, wie dies an einigen Beispielen gezeigt wird. Ein Pianist verdient sein Geld als Banker – hätte er versucht, mit Klavierspielen sein Geld zu verdienen, hätte es vielleicht gar nicht gereicht oder aber er wäre die ständigen Auftritte und das Herumreisen bald leid gewesen.
Überhaupt sehen die hier Befragten mit spannenden Hobbys die Chance, genug für den Lebensunterhalt einzuspielen, als gering an. Dann wird das Hobby schnell zum Stress. Und vielleicht stimmt auch noch die bekannte Theorie, dass wir schnell korrumpiert werden, wenn wir Geld für das bekommen, was wir eigentlich gerne tun – dann geht die intrinsische Motivation verloren. So wie bei Kindern, denen man für das Rasenmähen Geld anbietet.
Also alles Blödsinn, die Geschichte mit dem „Berufshobby“? Lieber ordentlich Geld verdienen, damit man sich sein schönes Hobby leisten kann? Das denke ich nicht. Eine Umfrage aus dem Jahr 2018, die auch hier zitiert wird, ergab, dass zwei Drittel der Deutschen ihr Hobby zum Beruf machen würde – wenn Geld keine Rolle spielen würde. Und das ist der entscheidende Punkt, der leicht vergessen wird: Wenn ich mir keinerlei Gedanken um meinen Lebensunterhalt machen müsste, dann könnte ich ja meinem Hobby nachgehen, auch wenn es mich nicht ernährt. Ich müsste meine Dienstleistungen, Produkte, Kunst etc. nicht mal veräußern, ich könnte sie verschenken. Wäre doch wunderbar …
Alles Blödsinn?
Das ist der Trick der Coachs und Karriereberater: „Was würden Sie tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde?“ Wobei ich auch diese Frage im Coaching völlig in Ordnung finde, um sich bei Unzufriedenheit im Job neu zu orientieren. Wenn anschließend der Realitäts-Check erfolgt: „Lässt sich damit ausreichend Geld verdienen?“. Oder: „Würden Sie dafür auf vieles von dem verzichten, was Sie sich heute leisten können?“. Auch eine interessante Frage: „Würde Ihnen das auch noch Spaß machen, wenn Sie es rund um die Uhr machen müssten?“.
Wenn ich dann eine Tätigkeit finde, die mir das einbringt, was mir zum Leben genügt UND die auch noch Spaß macht, spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts gegen einen „Hobby-Beruf“. Wobei – es spricht auch nichts dagegen, sich neben diesem Traumberuf noch ein weiteres Hobby zu gönnen …