KRITIK: Es häufen sich die Verfilmungen über „erfolgreiche“ Gründer, die mit ihren Unternehmen auf dem Weg in den Olymp waren, am Ende aber böse abstürzten. Angeblich sind die Handlungen vorhersehbar, weil sie sich ähneln. Das wird wohl kaum jemanden davon abhalten, ihnen weiter nachzueifern.
Die Rede ist von egozentrischen „Entrepreneuren“, die die Welt für genial hält und sie sich selbst offensichtlich auch. Sie wurden entsprechend idealisiert – ob sie nun Jeff Bezos (Amazon), Mark Zuckerberg (Facebook) oder Elon Musk (Tesla) heißen. Sie stehen für die Art von Unternehmertum, für das es offensichtlich keine Grenzen gab. Viel Stoff zum Träumen für alle, die es ihnen nachmachen wollten. Um nun festzustellen, dass ihre Götter auch nur Menschen sind und keineswegs Revolutionäre, für die sie sich selbst halten.
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Bedarf nach anderen Vorbildern?
Wenn aber so etwas wie an Größenwahn grenzende Genialität oder unendliches Wachstum nicht mehr als Vorbild taugt, was dann? Mit Verwunderung liest man vom Bedarf nach anderen Vorbildern: Bescheiden, sozial, beständig (Elon Musk ist tot, es lebe Uğur Şahin) – ziemlich vertraute Tugenden, so ziemlich das Gegenteil von dem, was die genannten „Helden“ auszeichnet. Und offensichtlich gibt es sie ja auch, die bei allem Erfolg bescheiden geblieben sind. Genannt werden Uğur Şahin und Özlem Türeci (Biontech) und Yvon Chouinard (Patagonia). Angeblich haben das jetzt sogar Investoren verstanden und werden misstrauisch gegenüber sich „selbstüberhöhenden Gründern“. Deshalb schauen sie in Assessment Centern auch auf so etwas wie „Sozialverträglichkeit“.
So ganz glauben kann ich das noch nicht. Schon immer ist die Welt auf die Versprechungen von Großmäulern hereingefallen, und wie man oben sieht, haben diese ja durchaus Erfolg, wenn auch nicht unbedingt nachhaltig. Sie selbst werden vielleicht abstürzen und von der Bildfläche verschwinden, aber wohl kaum als bettelarme Leute abtreten. Das Gleiche gilt vermutlich für die Investoren der ersten Stunde – sie haben ihre Schäfchen längst im Trockenen. Warum sollten sie also beim nächsten „Tech-Gott“ nicht wieder zulangen? Man muss doch nur rechtzeitig abspringen und auf den nächsten Zug hüpfen.
Zumal man ja nach wie vor erklärt bekommt, dass man nicht nur ein gutes Produkt bzw. eine geniale Idee benötigt, sondern auch die Fähigkeit, sich optimal darzustellen. Jemand, der bescheiden daherkommt und nachhaltigen und langfristigen Profit verspricht und nicht den schnellen Return on Investment, wird es auch weiter schwer haben.