11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Kalter Entzug

INSPIRATION: Arme Führungskräfte – da rackern sie sich tagein, tagaus ab, geben alles und gehen in ihrem Job auf, und plötzlich ist er da, der Ruhestand. Und alles ist anders. „Und plötzlich sitzt man hier wie jeder Nachbar auch und guckt aus dem Fenster in den Garten.“ Zu dumm, wenn man sich bis zum Schluss der Karriere über seinen Job definiert und dieser dann wegfällt. Je mehr Macht jemand besessen hatte, umso niedergeschlagener fühlen sich viele. Eine Art kalter Entzug (Bereitschaft für die Nachspielzeit).

Was tun? Diese Frage sollte man sich nicht erst stellen, wenn man die Antwort braucht, sondern deutlich früher. Mit 55 Jahren, sagen die Fachleute. Schöner Satz: „Viele bereiten sich intensiver auf einen zweiwöchigen Urlaub vor als auf ihren Ruhestand.“ Aber der Ruhestand ist kein langer Urlaub, sondern eine andere, völlig neue Lebensphase, die hoffentlich etliche Jahre währt.


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Eine Möglichkeit: Sie eine neue Aufgabe suchen. Der Gesellschaft etwas zurückgeben, indem man seine Erfahrungen weitergibt. Coachen und Unterrichten lautet bei etlichen Top-Managern die Antwort – neben Aufsichtsratmandaten und Stiftungen. Ich bin da eher skeptisch. Wie ein Forscher sagt: Damit führen sie das fort, was sie schon im Job getan haben: Auf das eine große Ding, die „Big Decision“ setzen. Für einige mag das funktionieren, aber ich glaube nicht, dass man überall sehnsüchtig auf ehemalige Manager gewartet hat. Und längst nicht jeder taugt als Coach und Dozent, auch wenn es schön wäre, wenn in diesen Branchen mehr Leute mit echten Erfahrungen tätig wären.

Breiter aufstellen

Aber was dann? Positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinn und Erfolg lautet ein Tipp – das PERMA-Modell. Mit den positiven Emotionen sind vielleicht auch die kleinen Freuden des Lebens gemeint. Engagement und Sinn stehen für Dinge, in denen man aufgeht. Und persönliche Beziehungen sind ohnehin der Lebensverlängerer schlechthin. Erfolg im Sinne von Erfolgserlebnissen dürfte sich sich da von selbst einstellen. Aber wer erst im Ruhestand anfängt, sich auf diese Weise breiter zu orientieren, dürfte sich schwer tun. Wie in den hier geschilderten Beispielen stellt dann der eine oder andere fest, dass er gar keine tieferen sozialen Beziehungen gepflegt, sondern ausschließlich auf berufliche Kontakte gesetzt hat. Und die verflüchtigen sich schneller als man gucken kann.

Mit anderen Worten: Sicher ist es mit 55 nicht zu spät, mal darüber nachzudenken, ob der Job wirklich alles ist, aber vielleicht ist es auch eine gute Idee, sich überhaupt im Leben breiter aufzustellen. Verträgt sich vermutlich nicht mit dem Job eines Top-Managers, oder?

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