INSPIRATION: Sich von dem Unternehmen, das man aufgebaut und über viele Jahre geführt hat, zu trennen, dürfte eine extrem schwierige Entscheidung sein. Und da scheint auch der Preis, den jemand bereit ist zu zahlen, nicht das einzig Kriterium zu sein. Wie ein solcher Entscheidungsprozess aussehen kann und welche Überlegungen eine zentrale Rolle spielen sollten, erklärt anschaulich ein Beitrag in der Wirtschaftswoche (Lebenswerk zu verkaufen).
Dabei kommen auch einige Betroffene zu Wort, wobei diese gar nicht mal aus Altersgründen ihren Hut nehmen wollten, sondern einfach, weil es Zeit für eine neue Herausforderung wurde. Das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, stellte sich aber nicht von heute auf morgen ein, sondern brauchte seine Zeit, um zu reifen. Und diese Zeit ist wichtig. Selbst wenn man dann glaubt, so weit zu sein, kann es passieren, dass man alles wieder in Frage stellt. Daher hier der erste Tipp: Führen Sie das Unternehmen in der Zeit der Entscheidungsfindung so weiter, als ob der Verkauf gar keine Option ist.
Dann hilft es natürlich ungemein, wenn man Menschen kennt, die einem beim Denken helfen. Einige wenige Vertraute, die auch schweigen können. Und die verschiedene Perspektiven beisteuern, z.B. auch die ethische: Was wird aus den Mitarbeitenden? Was mitunter zu der Ablehnung von Finanzinvestoren führt, die als „Heuschrecken“ verschrien sind. Tipp Nr. 2: Auch Familienunternehmen oder Konzerne sind keine Garantie dafür, dass Mitarbeitende übernommen werden, während Finanzinvestoren durchaus an einer längerfristigen Planung interessiert sind, daher sollte man sie nicht von vornherein ablehnen.
Eine Reihe an Tipps
Mitunter ist die Situation auch komplex, weil der Inhaber nicht allein dasteht, sondern andere Familienmitglieder Anteile haben und natürlich mitreden wollen. Hier kann ein Coach bei der Entscheidungsfindung helfen. Lustiges Beispiel: Ein Unternehmer ging alle Beteiligten der Reihe nach durch, wobei der Coach mit Spielzeugtieren jeden einzelnen repräsentieren ließ. So ließ sich je nach Charakter eine „Verhandlungsstrategie“ entwickeln: Jedes „Tier“ wollte anders überzeugt werden. Also Tipp Nr. 3: Externe Unterstützung hinzuziehen. Das können z.B. erfahrene M&A-Beratungen sein, die die Wirtschaftsdaten zusammenstellen und ein Informationsmemorandum erstellen. Das hilft potenziellen Käufern, sich ein Bild zu verschaffen.
Und die Unternehmerin? Sie sollte bei allem Abwägen des Für und Widers sich auch Gedanken über die Zeit danach machen (Tipp Nr. 4). Eine Möglichkeit ist ein „Ausstieg auf Raten“. Also z.B. einzelne Anteile behalten, in den Aufsichtsrat wechseln, als Beraterin an Bord bleiben. Um vielleicht bald festzustellen, dass die neuen Besitzer gut klarkommen und sie sich ihren neuen Aufgaben widmen kann.