5. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Magischer Spiegel

PRAXIS: Bei diesem Coaching-Tool wird der Coachee mit seinem Selbstbild konfrontiert, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Er lernt dabei, achtsamer mit sich selbst umzugehen, sich selbst anzunehmen und wertzuschätzen und seine Wirkung auf andere einzuschätzen.

Es kommt bei Themen zum Einsatz, bei denen es um das Erkennen eigener Anteile an Erfolgen oder Misserfolgen, an Konflikten, Problemen, aber auch an Lösungen geht. Grundsätzlich ist das Ziel die bessere Verbindung zur eigenen Person.


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Die Einführung des Tools sollte sorgfältig und wohl überlegt erfolgen, weil es dem Coachee schon einiges abverlangt. Es gilt, sich intensiv in einem echten Spiegel zu betrachten, dazu muss in der Regel eine gewisse Scheu überwunden werden, mitunter vermutlich sogar echte Ablehnung. Die Reaktionen sind wohl vielfältig, von Scham über Verwunderung, Freude, Stolz, Hoffnung, Zuversicht bis zu Entsetzen oder Frustration.

Das Ziel: die bessere Verbindung zur eigenen Person

Wenn der Coach sich zum Einsatz des magischen Spiegels entschieden hat, fragt er den Coachee, ob er bereit sei, sich auf ein Experiment einzulassen. Er weist ihn auf einen großen Spiegel hin, der irgendwo am Rand im Raum steht und erklärt, dass es darum geht, sich eine Weile selbst in diesem Spiegel zu betrachten. Der Coachee wird das erst einmal seltsam finden und darauf verweisen, dass er das doch jeden Morgen ohnhin tue. Dann lautet der Hinweis, dass es hier über die üblichen Wahrnehmungen hinausgehen wirde und weitere Erläuterungen folgen, wenn der Coachee vor dem Spiegel steht.

Dort erklärt er, dass es sich um einen „magischen Spiegel“ handelt, den der Coach auf einem Flohmarkt gefunden habe. Er besitze die Fähigkeit, großartige Dinge zu zeigen. Im Moment noch den Menschen, der so ins Coaching gekommen sei. Aber er, der Coach, würde noch mehr sehen. Ob das der Coachee auch erkennen könne? Kann dieser in der Regel nicht. Dann fährt der Coach fort: „Ich sehe eine Menschen mit vielen Fähigkeiten, großer Ausstrahlung und motivierenden Zielen.“

3 mögliche Ansätze

  1. Wahrnehung schärfen: Der Coachee tut sich in der Regel schwer mit diesem „Lob“, deshalb bittet der Coach ihn zu beschreiben, was er sieht. Dabei ist es interessant zu beobachten, was der Coachee nennt und noch interessanter, was er nicht anspricht.
  2. Selbst-Fremdbild-Klärung: Der Coach dreht die Perspektive und weist darauf hin, dass alle Menschen, denen der Coachee morgens nach dem Blick in den Spiegel begegnet, genau diesen Menschen sehen, und dass es doch eine tolle Chance sei, vor dem Verlassen des Hauses noch einmal genau hinzuschauen. Er fragt: „Wenn Sie jetzt mal hinschauen und überlegen, was ihre Mitarbeiter / Kollegen / Freunde sehen – was sehen Sie dann?“ Dabei werden positive und negative Aspekte zur Sprache kommen, der Coach nutzt die Gelegenheit, die verschiedenen Aspekte zu relativieren und einzelne Wahrnehmungen in ein neues Licht zu setzen.
  3. Selbstzuwendung: Der Coach fragt, ob er das Geheimnis des magischen Spiegels verraten soll? Nach Zustimmung erklärt er, dass der Spiegel dem Coachee den besten Freund in seinem Leben zeigt, der Mensch, der ihm am nächsten steht, der beste Freund und Ratgeber, überhaupt der tollste Mensch in seinem Leben. Das wird nicht sofort auf Zustimmung stoßen, dann verspricht der Coach, dass der Spiegel ihm bei dieser Erkenntnis helfen kann.
    Und kündigt eine nicht ganz einfache Hausaufgabe an. Diese besteht darin, dass der Coachee zu Hause sich selbst im Spiegel betrachten soll und schauen, was ihn alles ausmacht und was er ausstrahlt. Das soll er fünf Minuten aushalten und sich dabei wertschätzend und positiv begegnen.
    Wenn das gelingt, soll er die Zeit noch verlängern, bis auf zehn Minuten. Das sei er sich wert (vor allem, weil wir ja auch anderen „zumuten“, uns zum Teil viel länger zu betrachten). Die Botschaft ist, dass der Coachee auf diese Weise anfangen soll, sich selbst anzunehmen und zu mögen, nach dem Motto: Wie kann er von anderen gemocht und angenommen werden, wernn er sich selbst nicht mag?

In der nächsten Sitzung können die Erkenntnisse aus dieser Übung Anknüpfungspunkte für weitere Themen im Zusammenhang mit der Selbstwahrnehung ergeben.

Übrigens ein wichtiger Hinweis: Wer dieses Tool einsetzt, sollte selbst Erfahrung mit der Übung haben und sich im Spiegel über längere Zeiträume beobachtet haben. Er sollte wissen und nachempfinden, wie es dem Coachee dabei ergeht.

(aus: Ralf Gasche – Der Magische Spiegel. Coaching Magazin, 1/2020, S. 38-41)

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