2. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Methodisch kontrolliertes Fremdverstehen

REZENSION: Oliver König / Karl Schattenhofer: Einführung in die Fallbesprechung und Fallsupervision. Heidelberg: Carl-Auer, 2017

Es soll Coaches geben, die halten sich für dermaßen erfahren, dass sie keine Supervision brauchen. Leider. Denn eine solche Haltung ist unprofessionell. Jeder Mensch hat einen blinden Fleck, ist mal unaufmerksam, lässt sich mal verstricken. Doch jeder Coach kann immer wieder neu schauen, staunen und lernen. Supervision ist daher ein professionelles Muss für jeden Coach.


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Oliver König und Karl Schattenhofer sind nicht nur lange schon im Supervisionsgeschäft tätig, sondern altgediente Gruppendynamiker. Diese Verbindung erweist sich als Mehrwert. Ihr Büchlein führt nicht nur in die Geschichte der Supervision ein, sondern legt auch ganz praktisch die konzeptionellen Grundlagen dar. Sie spannen den Bogen zwischen Reflexion und Kontrolle. Dabei benennen sie Schamgefühle und Angst vor dem Scheitern als zentrale Emotionen, die beim sozialen Vergleich entstehen: „Es gibt kaum eine andere berufliche Situation, in der sich die Handelnden derart exponieren wie in Fallbesprechungen“ (S. 38).

Was man auch positiver beschreiben kann: Fallbesprechungen sind ein Geben und Nehmen. Es werden verschiedene Settings vorgestellt: Gruppensupervision, Fallbesprechungen in der Organisation, solche in einer Ausbildungsgruppe, solche im Team und solche zu zweit. Auf jeden Fall ist die Komplexität einer Gruppe eine zentrale Ressource. Sie ermöglicht Multiperspektivität. Formale Kontraktaspekte werden ebenso dargestellt wie ein typischer Phasenverlauf.

Die Autoren verstehen den Fall als Erzählung, die verstanden werden will. Hierbei geht es nicht nur um unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen, sondern gleichfalls darum, dass eine Erzählung eine Beziehungsgestaltung im Hier und Jetzt ist. Womit ein gruppendynamisches Kernstück thematisiert wird: das Da und Dort korrespondiert mit dem Hier und Jetzt. Der Fall bildet sich in der Gruppe ab und die Gruppe sich im Fall. Und damit kann man produktiv arbeiten. An einer größeren Fallgeschichte wird dies konkret vorgeführt.

Die Leserschaft hat somit ein schönes, kompaktes Büchlein in der Hand, das Orientierung gibt – und Lust macht auf die Arbeit in der Supervision.

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