21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Mitarbeiter oder mit Entscheider?

INSPIRATION: Umfragen zeigen, dass Mitarbeiter mehr bei Entscheidungen einbezogen werden wollen. Ihre Führungskräfte sind laut einer aktuelle Umfrage ebenfalls der Meinung, dass Mitarbeiter nicht nur mit arbeiten, sondern auch mit entscheiden sollten. Die Realität sind anders aus.

An der Hochschule Rhein-Main hat man 203 Fach- und Führungskräfte befragt, die überwiegende Mehrheit hält die Mitwirkung der Mitarbeiter an Entscheidungen für wichtig bis sehr wichtig (Wir entscheiden!). Nun kann man ja so manches wichtig finden, muss es aber in der Praxis noch lange nicht umsetzen.

Und siehe da: Die häufigste Form der Mitarbeiterbeteiligung besteht aus – Mitarbeiterbefragungen. Das ist ungefähr so, als würde man die Meinungsumfragen in der Bevölkerung als Belege für Demokratie heranführen.

Weiter verbreitet (54%) ist die Mitsprache bei der Arbeitszeit, gefolgt von Mitsprache bei Arbeitsaufgaben (44%) und Arbeitsort (39%). Nimmt man die Ergebnisse ernst, kann also nicht mal die Hälfte kann bei den eigenen Aufgaben mitreden. Wobei solche Umfragen ja wenig darüber aussagen, was genau damit gemeint ist.

Es wurde auch nach Ansätzen einer Unternehmensdemokratie und gemeinschaftlichen Entscheidungsstrukturen wie Holokratie oder Soziokratie gefragt – mit 7% und 4% landen diese Ansätze ganz am Ende der Liste.

In der Praxis dürfte viel von den Führungskräfte selbst abhängen. Auch danach wurde in der Umfrage gefragt. Sie sagen selbst, dass stärkere Partizipation vor allem am Widerstand der Führungskräfte und deren Angst vor Machtverlust scheitert. Wie könnte man daran etwas ändern?

Vielleicht, indem man das Thema viel offensiver anspricht. Wie wäre es mit einer Diskussion über die verschiedenen Stufen der Beteiligung? Die unterste Stufe wäre demnach das Einholen von Informationen bzw. Wissen. Mag sein, dass das nach einer Selbstverständlichkeit klingt, aber dass es Führungskräfte gibt, die immer noch der Meinung sind, dass sie ohnehin alles wissen und daher ihre Mitarbeiter nicht fragen müssen, halte ich für gar nicht so selten.

Die nächste Stufe wäre das Erfragen von Meinungen. Es soll Führungskräfte geben, die regelmäßig die Meinung der Mitarbeiter einholen (Konsultieren) und hierauf basierend Entscheidungen treffen. Und sogar begründen, warum sie letztlich so entschieden haben. Viele wären schon froh über diese Art der Teilhabe.

Aber wo dürfen Mitarbeiter tatsächlich mitentscheiden? Bei ihrer eigenen Arbeitszeit, beim Arbeitsort und auch bei der Verteilung der Aufgaben, wie die Umfrage zeigt. Wenn auch nur bei ca. der Hälfte der befragten Führungskräfte. Bei den anderen entscheiden so etwas ihre Chefs für sie.

Geht das anders? Aber sicher. Zum einen passiert es täglich. Chefs entscheiden und Mitarbeiter machen es so, wie sie es für richtig halten. Das ist aber informell, auch wenn es alle wissen. Zum anderen gibt es ja für jeden Vorgesetzten die Möglichkeit, alternative Formen der Entscheidungsfindung zu nutzen. Er kann per Moderation gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Entscheidungen vorbereiten und verabschieden. Er kann konsensieren oder Konsent einholen. Er kann Entscheidungen an einzelne Experten oder Gruppen delegieren.

Aber all das muss er auch dürfen. Sonst passiert es ebenso informell wie wenn die Mitarbeiter Entscheidungen von oben einfach ignorieren. Was dann spätestens auf ihn zurückfällt, wenn er sich für eine (Fehl)Entscheidung rechtfertigen muss. Dann zu sagen: „Ich habe die Entscheidung delegiert und dazu stehe ich!“, dazu gehört schon viel Rückgrat.

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