INSPIRATION: Über den typischen Mittelmanager wird viel gelästert, und wenn mal wieder neue Managementmodelle gehypt werden, muss er als erster dran glauben. Dann werden ganze Ebenen gestrichen – wobei die obersten Ebenen meist unbehelligt bleiben und man dummerweise auf die Ausführenden vor Ort nun mal nicht verzichten kann.
Nur so ganz ohne scheint es dann doch nicht zu gehen. Irgendein „Leiter“ bleibt übrig, ob er nun „Bereichsleiter“ heißt oder „Team-Leader“ oder wie auch immer. Und der hat dann die leidige Aufgabe, die Vorgaben von oben durchzusetzen oder zu vertreten und die Klagen von unten aufzufangen. So weit, so nicht neu. Kein Wunder also, wenn eine Karriere als Mittelmanager nicht sonderlich attraktiv ist. Oder haben Sie schon mal als Berufswunsch „Mittelmanager“ gehört? Ganz nach oben möchte man natürlich, wenn es darum geht, Karriere zu machen.
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Nach ganz oben?
In der Wirtschaftswoche wird ein junger Manager vorgestellt, der genau diese Ambitionen hatte – und sich mittlerweile hiervon verabschiedet hat. Obwohl er auf einem guten Weg war, sogar einen Mentor hatte, der ihn in die oberen Etagen einführen wollte (Glücklich im Spagat). Aber dort stellt er fest, dass er gar keine Lust auf die Grabenkämpfe im oberen Management hat.
Er wechselte in ein kleineres Unternehmen und leitet dort eine Abteilung. Was so ein Mittelmanager eben macht. Schöner Satz: „Ich sammle lieber Aufgaben als Karrierestufen.“ Um mit diesem Ansatz glücklich zu werden, bedarf es allerdings einiger Fähigkeiten. Sonst gerät man in die Mühlen, fühlt sich ständig eingeschränkt und fremdbestimmt und landet im Burn-out.
Tipps für motivierte Mittelmanager
Damit es nicht dazu kommt, empfiehlt Psychologe Niels Van Quaquebeke drei Dinge: Man sollte versuchen, möglichst viel Entscheidungsfreiheit eingeräumt zu bekommen. Was dabei hilft: Sich regelmäßig mit seiner Führungskraft über Strategien auszutauschen. Diese Treffen kann man dann auch gleich für den zweiten Tipp nutzen: Sich regelmäßig Rückmeldungen einzuholen. Denn man sollte nicht davon ausgehen, dass Führungskräfte von selbst darauf kommen oder einen sogar loben. Ebenso sinnvoll sei es, sich Feedback von seinem Team zu holen. Und schließlich ist es ratsam, sich Verbündete auf der gleichen Ebene zu suchen. Jeder braucht jemanden, der einem zuhört und hin und wieder einen Tipp parat hat.
Ich möchte ergänzen: Das alles klappt allerdings nur, wenn man tatsächlich seinen Job mag und ihn nicht als Durchgangsstation zur nächsten Ebene begreift. Menschen haben ein feines Gespür dafür, wer mit ihnen um die raren Stellen in den oberen Etagen konkurriert – dann wird es mit ihrer Unterstützung schnell vorbei sein.
Noch ein guter Hinweis
Da (nicht nur) in diesen Positionen die Gefahr besteht, jede Menge zusätzliche Aufgaben aufs Auge gedrückt zu bekommen, und zwar von allen Seiten, sollte man lernen, Grenzen zu ziehen. Dabei hilft, seine Aufgaben und Ziele klar zu definieren und abzusprechen, um dann bei Bedarf genau hierauf zu verweisen. Das ist nicht immer einfach, denn man möchte ja auch nicht in den Ruf gelangen, sich vor Herausforderungen zu drücken.
Deshalb ist eine weitere Empfehlung: Bringen Sie Vorgesetzte, Kollegen und Mitarbeitende immer mal wieder auf den Stand der wesentlichen Projekte. Auch nicht so einfach, ohne den Eindruck zu erwecken, wie unentbehrlich und enorm beschäftigt man ist. Wohl dem, in dessen Organisation Prozesse existieren, die für Transparenz sorgen. Aber auch das könnte ja ein schönes Projekt für einen Mittelmanager sein, dem „die Mischung zwischen strategischer und operativer Art“ Spaß macht.
Schön, auch mal ein Plädoyer für den etwas anderen Blick auf diese viel geschmähten Positionen zu lesen.