KRITIK: Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Meditationskurse an und hoffen auf sinkende Krankenstände, gesündere Mitarbeiter und am Ende mehr Leistung. Gerade das wird nun von Wissenschaftlern bezweifelt. Wie so oft: Irgendwo kommt eine neue Mode hoch, alle stürzen sich darauf und SAP ernennt sogar einen „Director Global Mindfulness Practice“. Der organisiert Workshops für 6.000 Mitarbeiter im Jahr.
Dann werden erste Kritiken laut, es gibt Studien, und schon heißt es: Forscher warnen vor überzogenen Erwartungen. Mehr noch: Die heilbringende Methode wird als kontraproduktiv bezeichnet. Dass zwei Tage Meditationstraining nicht viel bewirken können, hätten wir auch ohne die Wissenschaft vermutet. Aber die Kritik basiert auf anderen Einsichten, die da lauten:
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Wer sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentriert, der ist auch mit dem gegenwärtigen Zustand zufrieden. Warum sollte er sich noch groß anstrengen? Also sinkt seine Motivation. Diese wird immer gespeist von einer gewissen Unzufriedenheit mit der Gegenwart und lebt davon, dass man für eine bessere Zukunft schuftet.
Unterstützt wird die These durch Experimente, bei denen eine Gruppe eine Achtsamkeitsübung und eine andere ihren Gedanken freien Lauf lassen sollte. Anschließend erhielten sie die gleiche Aufgabe, wobei man sie vorher fragte, wie sehr sie sich motiviert fühlten und wie viel Zeit sie mit der Aufgabe verbringen wollten. Die erste Gruppe verspürte weniger Lust, egal, um welche Auswirkungen es sich handelte.
Allerdings kommt hier gleich wieder eine Einschränkung: Die tatsächliche Leistung unterschied sich nicht. Bedeutet dann wohl: Wer sich gerade völlig entspannt zurückgelehnt hat, der ist nicht sofort wild darauf, eine Arbeit aufzunehmen. Geht mir nach dem Mittagsschläfchen auch so. Wer sein Gehirn auf Trab hält, der legt schnell wieder los.
Und das soll ein Beleg gegen Achtsamkeitsübungen sein? Klar, ein gewisser Druck bzw. Stress hilft, sich zu konzentrieren, und völlig entspannt hat noch niemand ein Tennis-Match gewonnen. Vielleicht ist es auch so wie der erwähnte Direktor von SAP sagt: Nicht für jeden ist jedes Mittel sinnvoll, das ist auch in der Medizin so. Also werden auch Achtsamkeitsübungen den einen mehr, den anderen weniger helfen. Deshalb sollte man auch niemanden dazu zwingen.
Und wir sind nicht sonderlich viel schlauer.