27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Magisches Wort

INSPIRATION: Bei jeder Erhebung zur Frage, wo auf der Welt Menschen besonders glücklich sind, tauchen unsere dänischen Nachbarn ganz oben in der Liste auf. Das soll vor allem an einer Lebensphilosophie liegen, die mit dem Begriff „Hygge“ verbunden ist. Steht für so etwas wie „Behaglichkeit“. Was hierzulande nicht unbedingt mit Arbeit verknüpft ist.

Wobei wir Deutschen doch auch einen schönen Begriff haben: „Gemütlichkeit“. Aber auch dabei käme kaum jemand auf die Idee, seinen Arbeitsplatz als „gemütlich“ zu beschreiben. Und selbst wenn er ihn so herrichten könnte, würde er mit dieser Umschreibung eher Skepsis auslösen: Entweder etwas ist gemütlich oder ich arbeite – beides geht nicht.


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Zurück zu „Hygge“: Wenn wir als Arbeitnehmer, Arbeitgeber (oder auch als Selbstständiger) uns vorstellen können, dass so etwas wie Behaglichkeit am Arbeitsplatz dazu führt, dass wir seltener krank werden und vielleicht trotzdem unsere Aufgaben gut geschafft bekommen, dann gibt es mehrere Felder, die wir bestellen können (Hygge im Büro).

Arbeitsfelder

  • Unsere eigene Einstellung: Egal wie lästig unsere täglichen Pflichten sind: Wir können uns jederzeit überlegen, wie wir sie uns erträglich, ja sogar nett gestalten. Welche Musik hören wir auf dem Weg zur Arbeit? Wie gestalten wir die Pausen? Es geht darum sich zu entscheiden, die Zeit, die wir mit Arbeit verbringen, lieber zu „erleiden“ oder als Teil unsere Lebens zu betrachten, den wir uns so angenehm wie möglich gestalten.
  • Gestaltung des Arbeitsplatzes: Welche Möglichkeiten der Gestaltung des Arbeitsplatzes haben wir, durch die wir ihn „behaglicher“ machen können? Das hängt natürlich von den Rahmenbedingungen ab, die uns der Arbeitsplatz selbst bietet als auch von den Freiräumen, die uns das Unternehmen dabei lässt. Arbeitgeber sind hier gut beraten, großzügig zu sein oder gar Mittel zur Verfügung zu stellen.
  • Arbeitszeit und -ort: „In Dänemark nutzen jede und jeder vierte Mitarbeitende ein Home Office.“ Hier ist natürlich der Arbeitgeber gefragt, der entsprechend flexible Arbeitszeitmodelle, Jobsharing-Angebote oder Home-Office-Plätze ermöglichen muss.
  • Kollegiales Miteinander: Es gibt Unternehmen, die stärker auf das Miteinander setzen, andere bevorzugen den (internen) Wettbewerb. Wie sieht das in Ihrem Unternehmen aus? Wo Prämien für individuelle Zielerreichung oder in Abhängigkeit vom Umsatz gezahlt werden, wird es schwierig, eine funktionierende Gemeinschaft zu formen. Aber hier kann auch der Einzelne Einfluss nehmen: Nachfragen, wie es dem anderen geht, zuhören, mitfühlen. Wahrgenommen werden und Wertschätzung erfahren, das geht auch unter Kollegen und nicht ausschießlich durch den Chef.
  • Führungs- und Unternehmenskultur: Flache Hierarchien und autonome Arbeitsgruppen gehören in Dänemark schon lange zum Alltag. Ebenso eine gesunde Verpflegung der Mitarbeiter, finanzielle Unterstützung von Freizeitaktivitäten wie Jahreskarten für Museen, Theater-Abos, Zuschüsse zu Fitness-Centern und Schwimmbädern.

Vertragen sich Gemütlichkeit und Leistung?

Und wie ist das nun mit der Leistung? Vertragen sich Gemütlichkeit und Leistung? Dazu passt ein Zitat eines ehemaligen Managers und jetzigen Zenlehrers, der in einem Interview („Wir brauchen mehr Happiness B“) sagt: „Zur Kausalität von Glück und Erfolg gibt es keine evidenten, anerkannten Studien, aber es gibt Studien zu Gück und Gesundheit.“ Glückshormone stärken das Immunsystem und mildern das Stressempfinden – allein das sollte doch Grund genug sein, es sich gemütlich zu machen.

In dem Interview habe ich noch einen interessanten Aspekt gefunden, der vielleicht unter den obigen Punkt des „Miteinanders“ passt. Das Beispiel stammt vom amerikanischen Online-Schuhhändler Zappos und ist auch aus zahlreichen Hotels bekannt: Wenn Mitarbeiter viele Freiheiten haben, Kunden, die sich geärgert haben, zufrieden zu stellen, dann führt das zu ungeahnten Glücksgefühlen. Kann ich gut nachvollziehen. Fühlt sich einfach toll an, wenn ein verärgerter Kunde sich meldet und schreibt (Originalzitat nach einer Beschwerdemail an MWonline): „Ich danke für die Beschäftigung mit meiner Zuschrift, die mir zeigt, dass Sie sich wirklich Gedanken machen … Sie werden das schon richten, davon bin ich nach Ihrer ersten Rückmeldung überzeugt.“

Die „Hygge-App“

Ach ja, auch das noch: Es gibt eine Hygge-App, die uns helfen soll, Glücksmomente zu empfinden (Smarter smooth werden). Diese enthält 21 Wohlfühlthemen, und wer sie einsetzt, kann pro Tag drei Themen „bearbeiten“ und je Thema bis zu 100 Punkte sammeln. Indem man z.B. einen heißen Kakao trinkt und in der App notiert, sein Büro verschönert, ein Powernapping macht. Die Idee dabei: Wir werden auf die vielen kleinen Dinge aufmerksam gemacht, die unser Leben verschönern, uns ein wenig zufriedener machen.

Irgendwie seltsam, oder? Klar, es hilft sicherlich, wenn ich mir häufiger bewusst mache, dass es mir doch prächtig geht, was mir an schönen Dingen widerfährt. Und wie oft laufe ich in der freien Natur herum und registriere gar nicht die Schönheit um mich herum. Ob es aber wirklich hilft, von eine App daran erinnert zu werden? Klingt für mich nach dem Gamification-Ansatz: Wir sammeln Punkte, um ins nächste Glückslevel zu gelangen. Und wenn ich viele Punkte gesammelt habe, fange ich wieder von vorne an? Oder trinke ich dann auch mal einen Kakao, ohne dafür Punkte zu notieren?

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