REZENSION: Klaus Antons – Supervision mit größeren Gruppen und Teams. Carl-Auer 2022.
Ich arbeite häufiger mit größeren Gruppen mit den unterschiedlichsten Anliegen. Da hat mich der Titel gereizt, denn oft geht es bei diesen Aufträgen nicht um eine klar umrissene Fragestellung, bei der am Ende ein konkretes Ergebnis mit einem abzuarbeitenden Aktionsplan steht, sondern vielmehr um „atmosphärische Themen“. Das Buch hat meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.
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Ich gestehe, dass ich nach wie vor Schwierigkeiten habe, Begriffe wie Workshop, Teamcoaching, Supervision und ähnliche voneinander abzugrenzen. Was bei der Lektüre auffällt sind die Beispiele, die in der Regel aus „Sozialunternehmen“ stammen, also der Unterstützung von Menschen dient, die sich mit anderen Menschen beschäftigen (Pfleger, Lehrer, Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter usw.) – hier scheint die Supervision immer noch ihren Schwerpunkt zu haben. Und dann hat sie natürlich ihren festen Platz im Rahmen von Ausbildungen, bei denen es darum geht, z.B. den angehenden Therapeuten dabei zu begleiten, ihre Erfahrungen zu reflektieren.
Gruppensupervision
Dann stellt sich die Frage: Was ist hier mit „größeren Gruppen“ gemeint? Als Gruppensupervision ist sie offenbar etabliert bei Gruppen bis zu acht Mitgliedern, das Buch richtet sich daher an Supervisoren, die Anfragen zur Arbeit mit „größeren Kleingruppen“ oder „kleineren Großgruppen“ haben – bis zu 20 Teilnehmern. Schon mal die erste Einschränkung für mich, da ich es häufiger mit deutlich größeren Gruppen zu tun habe.
Die ersten beiden Kapitel beschäftigen sich mit theoretischen Grundlagen, im ersten geht es um psychoanalytische, im zweiten um feldtheoretisch fundierte Großgruppentheorien. Ich gehe auf die einzelnen Ansätze nicht weiter ein, für Fachleute sicherlich kein Neuland. Interessant sind im zweiten Kapitel die Übersicht über 18 verschiedene Ansätze (auch so bekannte wie Open Space oder Appreciative Inquiry) sowie die schematische Darstellung möglicher Interventionen in großen Gruppen. Weniger anfangen kann ich mit den „Fallvignetten“ – sie erscheinen irgendwie zufällig.
Defintionen und Hilfestellungen
Hilfreich im dritten Kapitel (Zur supervisorischen Arbeit mit großen Gruppen und Teams) ist vor allem wieder eine Übersicht hilfreich. Hier geht es die Definition von Supervision (was bei mir zu etwas mehr Klarheit geführt hat) und um Hilfestellung bei der Auftragsklärung. Die erwähnte Tabelle macht die Unterschiede zwischen Beratung, Führung, Leitung, Moderation und Training transparent.
Kapitel 4 stellt die typischen Gruppen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen dar, da sollte man sich schon auskennen, wenn Aufträge aus dieser Richtung drohen. In Kapitel 5 wird es dann konkret: Es werden eine Reihe von Methoden und Tools vorgestellt, die in größeren Gruppen zu verschiedenen Phasen der Supervision zum Einsatz kommen. Nachteil dabei: Entweder, man kennt sich schon gut aus und hat Erfahrung mit den Methoden oder man muss sich die Details woanders holen – sie sind nur kurz beschrieben mit Hinweis auf die jeweilige Quelle.
Zum Abschluss werden einige Erfahrungen mit Online-Supervision geteilt, denn als das Manuskript fertig war, befanden wir uns mitten in der Pandemie. Das Kapitel ist nur kurz, lohnt sich aber dennoch, denn die Erkenntnisse sind durchaus mutmachend.
Alles in allem ein durchaus hilfreiches Büchlein (147 Seiten) für erfahrene Supervisoren, mit nicht ganz so gelungenen Fallstudien, die zum Teil arg kompliziert und abgehoben formuliert sind.