15. September 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Trump sei Dank?

INSPIRATION: Das Managementdenken wird dominiert von amerikanischen Management-Ansätzen. Zumindest bis jetzt. Grund hierfür sind die wichtigsten Informationsquellen, aus denen sich die Manager von heute und morgen bedienen, als da wären:

  • Amerikanische Business Schulen, die bis heute den Markt beherrschen
  • Unternehmensberatungen, auch hier dominieren amerikanische Marken
  • Amerikanische Wirtschaftsautoren, von denen die Welt nach wie vor beeindruckt ist. Autoren aus anderen Ländern tun sich schwer, international bekannt zu werden.
  • CEOs, die weltweit Bewunderung genießen, und die ihren Ruhm großen wirtschaftlichen Erfolgen von Konzernen zu verdanken haben.
  • Wirtschaftsmaganzine, von denen die bekanntesten und meistgelesenen aus den USA stammen.

Und jetzt überrollt auch noch die von US-Unternehmen verbreitete künstliche die Welt – wie sollen da Konzepte von außerhalb überhaupt jemals Gehör finden?

Zweifel an der amerikanischen Überlegenheit

Es gab Zeiten, da blickte die Welt interessiert auf die Erfolge der Japaner, später der Südkoreaner. Aber das ist schon eine Weile her, seit die Wirtschaft der beiden Nationen schwächelt, hat das Interesse an deren Paradigmen nachgelassen.

Doch seit Trump regiert, wachsen die Zweifel an den amerikanischen Erfolgsstories. Die Welt blickt nicht mehr neidisch auf den übermächtigen Konkurrenten, sondern mit „einer Mischung aus Mitgefühl und Verunsicherung“. Da lohnt es sich doch, nach neuen Erfolgsmodellen Ausschau zu halten.

Heimliche Weltmarktführer

Zwei koreanischen Autoren haben ein solches Erfolgsmodell tatsächlich entdeckt, und das ausgerechnet in Deutschland (Die Fans der stillen Riesen). Gemeint ist das von Herbert Simon entwickelte Modell der Hidden Champions. Der Begriff sei in Korea „mittlerweile in die Alltagssprache eingegangen“, das Buch in China mehr als eine Million Mal verkauft worden. Das ist doch mal ein Wort!

Neu ist das sicher nicht (Hidden Champions). Erstaunlich, dass daraus so etwas wie ein Managementkonzept wird. Das angeblich empirisch fundiert ist, universell einsetzbar sei (also eben nicht nur in Deutschland) und das sich durch eine bestimmte Art von CEOs auszeichnen soll. Sie sind zielstrebig, beharrlich, unerschrocken, engagiert und verpflichten sich den Grundprinzipien Qualität, Service und Innovation. Dabei sind sie ganz normale Menschen, keine schillernden Figuren – und sie gehen ihren eigenen Weg und scheren sich nicht um Trends und Moden.

Huch, wird hier dem Verzicht auf Helden gehuldigt? Was ich interessanter finde ist die Erklärung, warum Deutschland, wo es zur Zeit noch die meisten dieser heimlichen Weltmarktführer gibt, wohl zurückfallen wird. Weil die meisten in „Sunset-Branchen“ aktiv sind – das sind Branchen, die sich im Niedergang befinden (Verbrennermotoren, Maschinenbau). Viel Potenzial wird in Ländern wie China, Indien, Brasilien, Vietnam, Malaysia oder den Vereinigten Arabischen Emiraten gesehen.

Führend im B2B-Bereich

Zweite interessante Erkenntnis: Die Hidden Champions entstehen vor allem im industriellen B2B-Bereich. Hier kommt es auf „tiefe Kenntnis der Kundenprozesse, innovative Ideen und Agilität an“ – was die Hidden Champions auszeichnet. Wobei Innovation eine besondere Rolle einnimmt. Laut Recherchen von Hermann Simon kommen bei den Unternehmen 31 Patente auf 1.000 Beschäftigte, bei großen Unternehmen sind es nur sechs. Und das auch noch zu deutlich geringeren Kosten.

Warum ist das so? Weil Innovationen höchste Priorität im Top-Management haben, die Kunden und Lieferanten einbezogen werden und die Bereiche gut zusammenarbeiten. Zweiter wichtiger Punkt: Die Digitalisierung. Das erstaunt vielleicht erst einmal, weil hierfür ja gerade die großen Tech-Konzerne stehen. Aber sie sind vor allem im B2C-Bereich tätig, da wird man ihnen nicht mehr das Wasser abgraben können.

Die heimlichen Weltmarktführer aber kennen sich mit industriellen Prozessen in Nischen viel besser aus, was für die Großen nicht so interessant ist. Weil diese Prozesse viel komplexer sind, brauchen die Unternehmen hochdifferenzierte digitale Produkte, die nicht so leicht kopierbar sind.

Evergreen Companies

Weiterhin bündeln die geheimen Champions ihre Fähigkeiten mit anderen Unternehmen oder werden dies in Zukunft noch viel stärker vorantreiben. Schließlich planen sie langfristig und daher weitaus nachhaltiger – auch in Sachen soziale Nachhaltigkeit. Indem sie z.B. lokale Talente finden und binden.

Tja, wenn das tatsächlich ein Managementtrend ist, dann verwundert es natürlich nicht, dass das Modell auch in den USA Aufmerksamkeit findet. Dort gibt es nun den Begriff der „Evergreen Companies“ (Dave Wharoton). Das erinnert stark an Simons Hidden Champions, die Zahl der Anhänger soll stetig wachsen, bis Ende 2024 haben sich dort fast 275 Unternehmen zu dem Konzept bekannt. Da kommt so etwas wie Hoffnung auf, oder?

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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