INSPIRATION: Das könnte man Pech nennen. Ein Unternehmen, das in Europa 1.300 Mitarbeiter hat, sitzt ausgerechnet in einer Gegend, wo man in Sachen Personalsuche mit Größen wie Porsche, Bosch und Mercedes konkurriert. Und dazu noch im gleichen Segment sucht, nämlich Techniker, IT-ler und Ingenieure. Aber die Konzerne mit den klangvollen Namen ziehen immer noch den Nachwuchs an. Sie stehen für sichere Arbeitsplätze, gutes Gehalt, Altervorsorge und verlässliche Tarifverträge.
Was tun? Das Unternehmen heißt Advantest, ist ein japanischer Konzern, den offenbar hierzulande die wenigsten kennen. Warum? Weil deren Produkte alles andere als „sexy“ sind. Man testet Halbleiter. So etwas gibt es? Offenbar, und alle Großen dieser Welt lassen ihre Chips offenbar von Advantest testen. Ein großes Geschäft, das prima läuft. Hilft nur nix, wenn davon niemand was mitbekommt.
Also lässt man sich etwas einfallen (Raus ins Rampenlicht). Zunächst bezahlt man ordentlich – oder besser: Sehr ordentlich. Man tut viel für die Altersvorsorge. Und geht über das hinaus, was die heimischen Konzerne tun: Wer erkrankt, bekommt bis zu zwei Jahre sein volles Gehalt. Und das in Zeiten, in denen die Mitarbeitenden als Blaumacher verdächtigt werden.
König Fußball
Noch eine Aktion, die viel Geld verschlingt: Das Unternehmen ist Trikot-Sponsor beim VfB Stuttgart und ist verblüfft über die Wirkung: Intern hat das viele Mitarbeitende mit Stolz erfüllt. Und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit auf ein neues Level gehoben: 20% mehr Initiativbewerbungen nach einem halben Jahr.
Nun kann sich nicht jedes Unternehmen solche Sprünge leisten. Aber es gibt noch mehr zu lernen. Es gilt, eine spannende Erzählung zu finden. Z.B. diese: „Ohne getestete Chips säßen wir vorm Lagerfeuer.“ Da können Autobauer nicht mithalten. Man nimmt an Wettbewerben für Arbeitgeberkultur und Arbeitsplatzrankings teil. Spannend finde ich diese Idee: Man sucht dort, wo gute Unis sind und wo Menschen ihren Job verlieren. „Local Targeting“ nennt man das. Wobei man sogar gezielt auf die Unternehmen selbst zugeht. Deren Personaler sind oft dankbar, wenn sie ihren scheidenden Mitarbeitenden einen nahtlosen Übergang ermöglichen können. Klingt für mich innovativ, aber vielleicht ist das ja auch schon allgemein üblich …