REZENSION: Daniela Blickhan – Menschen beim Wachsen begleiten. Junfermann 2022.
Auf die fiktive Frage: „Was hat sich in über 20 Jahren Rezensionstätigkeit bei MWonline am meisten verändert?“ würde der Autor antworten: „Die Medien sind vielfältiger geworden!“ Denn auch im vorliegenden Fall hält er kein Buch in der Hand, sondern ein haptisch und optisch ansprechend gestaltetes Kästchen. Beim Öffnen zuckt er dann ein wenig zusammen, weil die Hälfte seines Inhaltes aus Luft besteht. Doch kurz darauf ist er diesbezüglich schon wieder versöhnt, denn die darin enthaltenen 75 Karten samt einer zusammenfassender Anleitung sind für ihren Zweck wirklich ausreichend, mehr hätte nicht besser bedeutet. Auch so finden sich darin reichlich Coaching-Impulse, die zum Teil ein Stück weit überlappen, und von denen hier einige exemplarisch aufgeführt werden sollen entlang ihrer Oberkategorien.
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Die Kategorien
- Emotionen: Positiver Tagesrückblick, Dankbarkeitstagebuch (oder andere Danksageformen)
- Ziele: Everest-Ziele, Reise in die Zukunft
- Stärken: Signaturstärken nutzen, Stärken im richtigen Maß = die goldene Mitte finden
- Werte: Die eigene Werthierarchie finden, Krisen sinnzentriert bewältigen
- Grundbedürfnisse & Motivation: Inventur der Grundbedürfnisse, das Prinzip der guten Absicht
- Stress, Selbstregulation, Selbstmitgefühl: Quellen der Selbstwirksamkeit, Resilienz
- Positive Beziehungen: Der soziale Tagesrückblick, Emotionen, die verbinden
- Gelingendes Leben: Salutogenese, psychisches oder soziales Wohlbefinden
Nicht nur bei der „Appreciative Inquiry“, sondern auch bei anderen Inhalten wird dann rasch deutlich, dass die Positive Psychologie maßgeblich im US-amerikanischen Sprachraum von Protagonisten wie Martin Seligman geprägt wurde und in anderen Kulturkreisen etwas Übersetzungsarbeit erforderlich werden kann. Die einzelnen Techniken werden dann jeweils in Postkartengröße vorgestellt, garniert mit sorgfältig ausgewählten Bildmotiven aus Japan auf der Rückseite.
Die Themen
Die Inhalte richten sich dabei eher an den Profi-Experten, also den Coach, und weniger an dessen jeweiligen Klienten. In der praktischen Anwendung dürfte sich also der Coach eher mit diesem Karten auf die jeweilige Sitzung vorbereiten und dann eine gezielte Auswahl an Zielinterventionen treffen (oder sich allgemein inspirieren lassen). Weniger wahrscheinlich ist, dass der Klient eine beliebige Karte zieht und dann die jeweilige Technik spontan angewendet wird. Dieses Vorgehen wäre zwar abwechslungsreich-originell, andererseits aber auch reichlich improvisiert-verspielt und damit wenig professionell. Mit der erstgenannten Vorgehensweise hingegen dürften Coaches, die sich den Gedanken der positiven Psychologie verbunden fühlen, eine hilfreiche Unterstützung für ihren beruflichen Alltag vorfinden.
Insofern kann sich dann die Anschaffung schon nach wenigen Anwendungen amortisieren. Anderseits ersetzt sie erwartungsgemäß keineswegs die fachlichen und vor allem methodische Expertise von Seiten des Coaches, die sich dieser in erster Linie anderweitig erarbeitet haben sollte. Dazu dürfte er dann für mehr Inhalte in zusammenhängender Weise wohl doch wieder auf klassische Buchlektüre zurückgreifen.