KRITIK: Vor Kurzem sprach ich mit einem Personalverantwortlichen eines Konzerns und ließ den Begriff „Agilität“ fallen. Er schaute mich fragend an. Tatsächlich hatte er den Begriff noch nie gehört. So viel zum Thema „Trend“. Andere stellen fest, dass die Dinge irgendwie sehr bekannt wirken und fühlen sich an die Zeiten erinnert, als man Teamarbeit einführte. Davon spricht heute auch keiner mehr.
Ist Agilität am Ende doch nur ein weiterer zaghafter Versuch, Menschen dazu zu bringen, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen, um am Ende noch produktiver zu sein?
Anzeige:
Weiterbildung zur agilen Change Managerin für fundiertes Wissen und praktische Relevanz ohne Berater Bla-Bla. Lernen Sie klassische Change Methoden mit neuen agilen Praktiken zu verbinden. In Kooperation und mit CAS Zertifikat der Hochschule Bremen. Hybrides Lernkonzept, d.h. Präsenz- und Remote Module wechseln sich ab.
Infos und Buchung hier
Es stimmt ja, wenn man sich die Tipps anschaut, die nun auch im Handelsblatt (Zurück zur Zettelwirtschaft) veröffentlich wurden, dann wirkt das alles andere als revolutionär. Wenn große Unternehmen auf agiles Management umschalten, sollten sie die folgenden fünf Dinge beachten:
- Mit Freiwilligen starten und nicht gleich alle Mitarbeiter beglücken. Denn ein Fachmann schätzt, dass 30% der Sache skeptisch gegenüber stehen. Bei Bosch hat man solche frewilligen Teams gegründet, die sich wöchentlich einen halben Tag mit agilen Arbeitsmethoden beschäftigen. Klingt sehr vorsichtig.
- Selbstorganisation vorantreiben – soll heißen, dass man Aufgaben, die bisher bei Führungskräften lagen, in die Hände der Mitarbeiter legt, z.B. dass die Gruppe den Product Owner selbst wählt, ohne dass Führungskräfte oder Personalabteilung ein Veto einlegen können. Das klingt mutiger.
Auch bei der Südostbayernbahn dürfen Mitarbeiter eines Teams alle Aufgaben unter sich aufteilen, je nach den Stärken und Interessen der Mitglieder, und das auf der Ebene der Lokführer, Zugbegleiter und Fahrdienstleister. Sieh an – das ist möglich? - Wände beseitigen – was wörtlich gemeint ist. Wände zwischen Büros verhindern die Selbstorganisation.
- Führung ändern – Führungskräfte übernehmen die Rolle des Coachs, wobei die Konzerne wohl feststellen, dass der Rollenwechsel nicht ganz so einfach ist, immerhin dürften viele die „neue Aufgabe“ als Statusverlust erleben.
- Weiterbildung – Das Arbeiten in den selbstorganisierten Teams will gelernt sein, also braucht es entsprechende Schulungen.
Freiwilligkeit, Mitbestimmung, große Büros, neues Führungsverständnis und Training – jedes für sich genommen ist in der Tat „alter Wein“. Die Kombination hingegen soll den Wandel möglich machen. Bis das Management wechselt und die alten Regeln wieder einführt? Der Bosch Geschäftsführer ist überzeugt, das es diesmal „kein zurück zu alten Formen der Zusammenarbeit gibt.“ Ich bin da noch nicht so sicher…