7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Aufschieberitis muss nicht schlecht sein

INSPIRATION: Während ich den Beitrag über Prokrastination verfasse, muss ich der Versuchung widerstehen, mich anderen Dingen zuzuwenden. Offensichtlich gehöre ich zu den emotional weniger stabilen Menschen. An der Fremdsteuerung kann es nicht liegen. Denn das ist weiterer Grund, warum Menschen Dinge, die sie eigentlich bis zu einem bestimmten Termin erledigen sollten, vor sich herschieben:

Wenn uns andere, sprich unsere Vorgesetzten, Aufgaben zuteilen, wir das Ziel aber nicht kennen oder es sich nicht mit unseren eigenen Zielen deckt, dann tendieren wir – verständlicherweise – verstärkt zur Prokrastination. Hier hilft nur, sich zusammen hinzusetzen und zu klären, warum und wozu etwas bis wann erledigt sein muss. Bei Versuchen mit Studenten, die sich mit Abschlussarbeiten schwertun, hat das gemeinsame Gespräch mit deren Betreuern über das Ziel und die Zeitschiene auf jeden Fall geholfen  (Keine Angst vorm Aufschieben).

Da ich aber selbstständig bin, muss es mit etwas anderem zusammenhängen. Die Tendenz sei zur Hälfte genetisch bedingt, sagen Forscher. Das wäre eine Erklärung. Ich bewerte „die sofortige Belohnung einer Ablenkung höher als eine zukünftige, die allerdings erst mal Arbeit erfordert.“ eine andere. Oder anders herum: Wenn ich jetzt erst mal in mein Aktiendepot schaue oder das Fernsehprogramm von heute Abend studiere, dann habe ich sofort etwas davon, während der Nutzen, den ich mit diesem Artikel erziele, erst mit dem nächsten Newsletter eintritt – wenn überhaupt.

Nun habe ich noch den Vorteil, dass mir niemand auf’s Dach steigt, wenn ich diesen Artikel nicht schreibe. Andere Verpflichtungen hingegen müssen erfüllt werden, wenn ich keine größeren negativen Konsequenzen erleben möchte. Das ist die typische Situation von Menschen, die auf den letzten Drücker die Nacht durcharbeiten und dann zur Höchstform auflaufen – oder eben doch richtigen Ärger bekommen.

Aufschieben kann helfen

Wann also soll es bitte schön gut sein, etwas aufzuschieben? Bei kreativen Aufgaben zum Beispiel. Es kann tatsächlich helfen, wenn man die Fragestellung eine Weile „liegen lässt“. Auch das kenne ich gut aus eigener Erfahrung. Ich möchte einen Text zu einem bestimmten Thema verfassen, aber mir fehlt noch der Clou. Wenn ich das vor mir herschiebe, erlebe ich immer wieder, dass irgendwann wie aus heiterem Himmel die Ideen da sind, einfach so – manche kommen noch beim Schreiben in letzter Minute. Offenbar hat mein Hirn „in Abwesenheit“ weiter gedacht und sich schon mal einen guten Plan gemacht.

Noch ein Fall, bei dem Aufschieben hilft: Sie müssen eine Entscheidung treffen, die Ihnen mehr Kopfzerbrechen bereitet. Warum dann nicht mal genauer hinschauen und prüfen, wann der späteste Zeitpunkt ist für diese Entscheidung? Sie werden erleben, dass sich manches bis dahin „von selbst“ entscheidet. Oder aber es tauchen zusätzliche Informationen auf, die Ihnen bisher nicht zur Verfügung standen. Plötzlich fällt die Entscheidung leicht.

Mit anderen Worten: Aufschieberitis ist nicht gleich Aufschieberitis. Seien Sie also etwas großzügig mit sich selbst.

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