7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Das eigene Leben designen?

KRITIK: Sollte man sein Leben gestalten? Sollte man. Braucht man dafür den Design-Thinking-Ansatz? Vermutlich nicht. Denn was bietet er, was andere Beratungsansätze nicht bieten? Nach der Lektüre des Beitrags in der managerSeminare (Prototypen für ein gutes Leben) bin ich da nicht wirklich schlauer. Oder besser: Die Lebens- und Karriereplanung als Design-Thinking-Projekt klingt für mich nach einem Marketing-Coup.

Angeblich ist ein Kurs mit diesem Namen in der Stanford University ein Renner. Zwei Professoren bieten den „Designing your Life“-Kurs für Studenten an, eine „der gefragtesten Wahlveranstaltungen in Stanford„. Und auch in Deutschland gibt es inzwischen Anbieter, die diesen Ansatz verfolgen, aber weit verbreitet ist er noch nicht.


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Was ich verstanden habe: Es geht darum, dass es nicht den einen großen Plan gibt, nicht die EINE ultimative Lebensplanung, keinen „unumstößlichen Aktionsplan für die nächsten Wochen„. Dazu ist ein Leben viel zu komplex. Zunächst heißt es, seinem eigentlichen Problem auf die Spur zu kommen. Oder besser: Herauszufinden, wann man wirklich voller Energie, voller Lebensfreude ist und wann man eher gelangweilt, ruhelos und unglücklich ist. Das findet man heraus, indem man ein „Good Time Journal“ führt, auch „Tageslogbuch“ genannt. 

Der lösungsfokussierte Karrierecoach würde sich hier schon fragen, wozu man überhaupt nach den langweiligen Momenten forscht und sich nicht gleich auf diejenigen fokussiert, die positiv erlebt werden.

Wenn man hier klarer sieht, dann geht es um den berühmten Protoypen. Nicht gleich die große Alternative, sondern den nächsten Schritt. Das – man staune – könnte ein Praktikum sein, um eine alternative Tätigkeit kennen zu lernen. Wer von einem eigenen Restaurant träumt, der kellnert erst mal für eine Zeit. Wer sich ausgepowert und müde fühlt, der testet eine Auszeit. Wem die Zeit und die Kraft für ein Medizinstudium fehlt, der probiert es vielleicht mit dem Heilpraktiker.

So viel zum Thema „Prototyp“. Das haut Sie nicht um? Mich auch nicht. Für den nächsten Schritt, der mich meinem Wunsch-Zustand oder Traumjob näher bringt, brauche ich keinen Design-Thinking Ansatz, sondern einen guten und seriösen Coach. Wobei das natürlich auch jemand sein kann, der sich mit dem Label „Design-Thinking“ schmückt…

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