8. Februar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Das Später kommt nie

INSPIRATION: Fallen wir mal gleich mit der Tür ins Haus: Sollte jeder Manager erst einmal auf die Couch, ehe er oder sie Verantwortung für viele Menschen übernimmt? Ja sicher, sagt Kets der Vries, und die Begründung ist schlicht: Wir pflegen unsere Zähne, tracken unsere Fitness, räumen auf, waschen unsere Wäsche – weshalb sollten wir uns nicht regelmäßig für mehr Klarheit und Durchblick in unserer Seele kümmern?

Womit das Wichtigste aus dem Interview im Harvard Business Manager eigentlich schon wiedergegeben ist („Führen kann eine gefährliche Droge sein“). Na gut, hier noch einige der Begründungen: Viele sind so sehr damit beschäftigt, sich eine Expertise aufzubauen, dass sie völlig vernachlässigen, dass jeder über ein Unbewusstes verfügt, welches viel mächtiger ist als sie glauben. Manager sind es zudem nicht gewohnt, über ihre Emotionen zu sprechen, meist aus Selbstschutz. Aber wer all das ignoriert, verliert den Kontakt zu sich selbst und seinen intuitiven Fähigkeiten. Wer sich nicht früh Zeit zur Kontemplation nimmt, weil er denkt, dafür sei später immer noch Zeit, dem sei gesagt: Dieses Später kommt nie.


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Aber hat sich das Verhältnis zur Führung und Führungskräften nicht geändert? Gibt es in Zeiten von New Work nicht deutlich mehr Augenhöhe – mit weniger Macht und Einfluss für Führungskräfte? De Vries ist skeptisch. Bei aller Begeisterung für flache Hierarchien dürften wir das Bedürfnis der Menschen nach Orientierung nicht unterschätzen. Jeder ist zu Beginn seines Lebens erst einmal abhängig, und je nachdem, was er in seiner Kindheit erlebt hat, wird er diese Erfahrungen auf spätere Beziehungen übertragen.

Soll heißen: Ob Führungskräfte es wollen oder nicht – es wird immer Menschen geben, die ihnen Einfluss und Macht über sie einräumen. Sie fallen in alte Muster zurück. Und damit gibt es ein Gefälle – der eine hat Macht über den anderen. Was wiederum dazu führt, dass Menschen den Mächtigen gegenüber nicht mehr aufrichtig sind.

Der Handy-Test

Kets de Vries empfiehlt Führungskräften, ihre eigene Fallstudie zu sein. Und Experimente zu machen. Z.B. dieses hier: Nehmen sie mal während eines Meetings Ihr Handy in die Hand und schreiben eine private Nachricht. Wird jemand Sie darauf hinweisen, dass Ihr Verhalten ungehörig ist und Sie bitten, das Gerät beiseite zu legen?

Womit das Schicksal seinen Lauf nimmt. Keine Kritik, kein Feedback, die Folge ist Hybris (Selbstüberschätzung). Diese verschwindet zwar, wenn man jemandem seine Macht nimmt. aber bis dahin hat er viel Schaden angerichtet.

Auch interessant: Es gibt sie, die Extravertierten, die aus ihrer exponierten Stellung Kraft und Energie schöpfen und an den Belastungen wachsen. Aber es gibt auch viele Pseudoextravertierte. Sie haben gelernt, wie sie sich zu geben haben, aber das „so tun als ob“ kostet sie viel Energie – statt selbige daraus zu ziehen. Diese Anstrengungen müssen sie kompensieren, manchmal dadurch, dass sie noch mehr in Extreme verfallen.

Die eigene Lebensgeschichte schreiben

Die gute Nachricht: Wir können uns ändern. Egal, ob wir zu der glücklichen Gruppe von Menschen gehören, die in einem wohlmeinenden Elternhaus aufgewachsen sind und gefördert wurden (ca. 20%). Oder zu jenen, die schwierige Startbedingungen hatten und vernachlässigt wurden (auch ca. 20%). Und der Rest liegt irgendwo dazwischen: „Wir haben die Deutungshoheit.“ Und können entscheiden, wie wir unsere Lebensgeschichte erzählen wollen.

Wohl dem, der genau das verstanden hat und – siehe oben – sich dabei unterstützen lässt.

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