INSPIRATION: „Die Probleme möchte ich haben“, denkt man beim Lesen des Beitrags in der Wirtschaftswoche, und es fällt zunächst schwer, so etwas wie Mitgefühl zu entwickeln. Es geht um bestens verdienende Menschen, die sich wie im goldenen Käfig fühlen, ausgebrannt, fix und fertig, die aber nicht aussteigen können, weil ihr Lebensstandard das nicht erlaubt (Es ist nicht alles Glück, was glänzt).
Oder besser: Die glauben, dass sie ohne ein Einkommen über 100.000 Euro ihre Bedürfnisse nicht erfüllen können. Oder die ihres Partners. Weil sich die Bedürfnisse irgendwie dem Einkommen angepasst haben. Wobei das nicht unbedingt ein Problem der gut Verdienenden ist, das passiert auch schon, wenn man sich mehr erlauben kann als das Nötigste. Schon seltsam, oder? „Es war unglaublich zu sehen, dass das Geld immer weg war, egal, wie viel man mehr verdiente“, sagt ein „Betroffener“.
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Um das mal anschaulich zu machen: In dem Beitrag ist von einem Manager die Rede, der seine Altersvorsorge auf Immobilienbesitz aufgebaut hat. 80 Wohnungen waren es am Schluss, entsprechend hoch waren die Schulden. Alles für später. Doch irgendwann konnte er die Kredite nicht mehr bedienen oder die Investitionen wuchsen ihm über den Kopf. Also nahm er einen Job an, der ihm ein deutlich höheres Einkommen einbrachte, aber in dem er kreuzunglücklich war.
Selbstgewähltes Schicksal, möchte man da sagen. Warum schaut er nicht mal genauer hin, was ihm wirklich wichtig ist? Und versucht dann, seine Ausgaben zu senken? Eine Coach empfiehlt, hier nicht allein zu planen, sondern die Familie oder den Partner einzubinden. Entweder stellt sich dann heraus, dass beide bereit sind, auf bestimmte Dinge zu verzichten, oder aber der ist bereit, einen Teil des Ausfalls auszugleichen. Bitter ist dann, wenn man feststellt, dass das Selbstwertgefühl inzwischen stark vom finanziellen Status abhängt.
In sich gehen
In den meisten Fällen aber könnte es schon helfen, mal in sich zu gehen und zu überlegen, wann im eigenen Lebenslauf der Punkt war, „wo das Geld zum ersten Mal wichtiger war als der innere Antrieb.“ Vielleicht waren es die eigenen Eltern, die dazu geraten hatten, doch lieber einen „anständigen“ Beruf zu erlernen als Sozialpädagogik zu studieren. Oder alte Freunde hatten mit ihrem Status geprahlt und das hatte verleitet, eine besser dotierte Position anzunehmen, obwohl diese so manche Freiheiten versagte oder einen unverhältnismäßigen Einsatz verlangte.
Um sich dann ernsthaft zu fragen, ob die vielen „äußeren Zwänge“ tatsächlich unabänderbar sind. Sind sie natürlich nicht, aber hier noch ein nettes Zitat: „Das bekannte Elend ist immer noch sicherer als das Ungewisse.“ Also bleibt man drin im goldenen Käfig, finanziert den Kindern das teure Studium, kauft sich noch mehr Immobilien, um im Alter endlich den Wohlstand auch genießen zu können, gönnt sich die aufwändigen Urlaube und redet sich immer wieder ein, dass all das die Mühe wert ist.
Austausch suchen
Ein letzter Tipp: Wer den lukrativen Job ernsthaft an den Nagel hängen möchte und stattdessen die Selbstständigkeit sucht, dem rät hier die Coach, sich mit anderen Selbstständigen auszutauschen. Kann ich bestätigen, auch wenn ich nie zu den Spitzenverdienern zählte. Mein fester Job war dennoch attraktiv, ordentlich bezahlt und relativ sicher. Der Austausch mit einem Freund, der sich vor mir selbstständig gemacht hatte, gab den letzten Anstoß. Ich habe nie wieder so viel verdient wie damals, aber es stimmt: Der Lebensstandard passt sich tatsächlich dem Einkommen an, auch nach unten.